Der Inciting Incident (auslösende Moment) ist der Startschuss deiner Story, der Punkt, an dem die Geschichte tatsächlich beginnt und in Bewegung gesetzt wird. Ohne ihn keine Geschichte.
Es ist oft das, was uns in Buchbeschreibungen als Erstes entgegengeworfen wird. Das große „Und dann…!“ Der Beginn des eigentlichen Abenteuers.
- Junge trifft Mädchen. Es war Hass auf den ersten Blick.
- Und dann kam die Pest.
- Er verlor alles beim Glücksspiel und entschied, nur ein Bankraub konnte ihn jetzt noch retten.
- Sie stieg in den Zug und kam nie wieder zurück.
Diese 4 Tipps sollen dir helfen, deinem Inciting Incident die Bedeutung zukommen zu lassen, die er braucht und verdient.
Tipp 1: Der Inciting Incident startet die Story
Wie bereits erwähnt ist der auslösende Moment der Startschuss für deine Geschichte. Das bedeutet, er sollte auch möglichst früh in deinem Buch zu finden sein. Als Richtwert dazu gilt die 15%-Marke.
Ist dein Werk also 100.000 Wörter lang, sollte der Inciting Incident innerhalb der ersten 15.000 Worte zu finden sein.
Manche Bücher starten auch mit dem Inciting Incident. Doch das bringt seine ganz eigenen Gefahren und Fallstricke mit sich. Denn dadurch fehlt es meist an Exposition.
Tipp 2: Die Exposition sollte zum Inciting Incident beitragen
Die Exposition ist der Part, in dem der Leser in die Welt des Protagonisten eingeführt wird. Dort erfährt er, wer der Protagonist ist, wie er lebt, was er in seinem Leben liebt/ hasst/ vermisst/…
Alles, was du in der Exposition etabliert hast, sollte letztlich für den Inciting Incident relevant sein oder darauf hinauslaufen.
Ist dein Protagonist also beispielsweise ein eher zurückhaltendes Landei, das zum ersten Mal in seinem Leben eine große, unbekannte Stadt besuchen geht, ist es sehr wahrscheinlich, dass er einen Fehler machen wird, der ihn in Schwierigkeiten bringt. Dieser Fehler ist der Inciting Incident. Die Schwierigkeiten, die darauf folgen, sind die Geschichte. Dass der Typ ein Landei ist, ist die Exposition und gleichzeitig Voraussetzung dafür, dass ihm der Fehler überhaupt unterläuft.
Tipp 3: Der Inciting Incident sollte zum Hauptkonflikt beitragen
So wie die Exposition zum auslösenden Moment sollte auch der auslösende Moment unweigerlich zum Hauptkonflikt führen.
Bedeutet für dich: Auch die letzte Szene muss noch irgendeinen (thematischen) Zusammenhang zum Inciting Incident aufweisen. Der Konflikt, der beginnt, sollte sich wie ein roter Faden durch deine Geschichte ziehen.
So wäre es äußerst verwirrend für deinen Leser, wenn deine Geschichte beispielsweise mit einer Reise startet – Der Protagonist zieht los, um die Welt zu retten – und sich nach etwa der Mitte des Buches um 180° dreht und zur Romanze wird – Der Protagonist trifft auf seinen Reisen die Liebe seines Lebens und entscheidet plötzlich, dass die Welt es nicht mehr wert ist, gerettet zu werden.
Natürlich hätte er die Frau niemals getroffen, wenn er sich nicht auf die Reisebegeben hätte. Trotzdem wäre diese Entwicklung für den Leser enttäuschend. Er hat schließlich ein Abenteuer erwartet (und gekauft), keine Romanze.
Tipp 4: Die richtigen Erwartungen setzen – Was steht für den Protagonisten auf dem Spiel?
Der auslösende Moment ist lebensverändernd für deinen Protagonisten. War sein Leben zuvor unbefriedigend, hat er nun sehr viel zu gewinnen. War es großartig, hat er viel zu verlieren.
Das sollte dem Leser bewusst gemacht werden. Meist geschieht das schon in der Exposition, indem die Lebensumstände des Hauptcharakters aufgezeigt werden.
Du solltest jedoch niemals ganz damit aufhören, den Leser daran zu erinnern, was für deinen Prota im Falle einer Niederlage auf dem Spiel steht. Darauf basiert der komplette Spannungsbogen deiner Geschichte. Reißt der ein, erscheinen bestimmte Plotpunkte schnell als irrelevant und dein Leser wendet sich ab.
Tipp 5: Ein prägender Moment für den Protagonisten
Mit dem Inciting Incident wird die Hauptfigur oftmals vor eine Entscheidung gestellt. Diese wirft Fragen in ihm auf, zwingt ihn zu reagieren, sich ein Ziel zu setzen.
Akzeptiert er die Geschehnisse oder kämpft er dagegen an? Warum (nicht)?
Dies ist die perfekte Gelegenheit, um ein paar grundlegende Charakterzüge deiner Hauptfigur offenzulegen. Oftmals ist der Inciting Incident mit großem Stress und Druck auf ihn verbunden, weshalb er instinktiv handeln wird. Dies offenbart oft grundlegende Bedürfnisse, Fehler, widerstreitende Emotionen in der Figur.
Auch diese inneren Konflikte sollte entsprechend bis zum Ende des Buches geklärt werden.
Fazit
Der Inciting Incident setzt etwas in Gange, dem der Protagonist sich nicht entziehen kann. Er konfrontiert ihn mit allerlei Hürden und Hindernissen, die er überwinden muss, wenn er siegreich aus der Geschichte hervorgehen will. Er hat nun etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt bzw. wird im Laufe der Geschichte dazu gezwungen sein, sich für eine Seite zu entscheiden.
Wie für alle Dinge auf der Welt kann man versuchen, auch für die Inciting-Incident-Problematik Regeln aufzustellen. Es kursieren bereits zig Versionen und Ansätze dazu im Internet.
Doch es wird immer Ausnahmen zu diesen Regeln geben.
Darum hier mein letzter (Extra)Tipp, universell anwendbar auf so ziemlich alle Schreibprobleme:
Kenne die Natur der einzelnen Elemente einer Geschichte. Mach dir bewusst, welchen Nutzen sie erfüllen sollen. Und dann finde einen Weg, wie du diesen Nutzen für dich und deine Geschichte am besten anwenden kannst, ohne die Natur der Sache zu verbiegen.
Nur funktionieren muss es – wie es funktionieren soll, muss jeder selbst entscheiden.
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