Warum solltest du einen Kapitelplan für dein Buch erstellen? Keine Ahnung. Hast du das Gefühl, immer wieder wichtige Details deines Plottes zu vergessen? Erkennst du immer wieder neue Plot Holes? Weißt du oft nicht, was du wie schreiben sollst, wenn du denn dann endlich mal Zeit fürs Schreiben gefunden hast?
Wenn du diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann hast du eigentlich schon genug Gründe gefunden, dir einen Kapitelplan anzulegen.
Dieser Plan ist im Grunde nämlich nur eine Erweiterung deines Plots. Er ist detaillierter, ausführlicher als ein gewöhnlicher Plot-Plan und gibt dir wesentlich mehr Aufschluss darauf, was wann wie geschieht. Du kannst von Anfang an festlegen, in welchem Kontext bestimmte Ereignisse geschehen, kannst festlegen, was vor dieser gewissen Schlüsselszene passieren muss und was danach.
Zudem stellt ein Kapitelplan eine wunderbare Orientierungshilfe dar. Kennst du die Anzahl der Kapitel deines Buches, kannst du auch die Zeit besser planen, die du für die Verwirklichung deines Herzensprojekts wahrscheinlich brauchen wirst. Ursprünglich dachte ich beispielsweise, dass mein derzeitiges Projekt Chaperone ein eher kurzes wird. Statt der geschätzten 30-35 Kapitel sah ich mich nach Vollendung des Kapitelplans jedoch mit mindestens 52 Kapiteln konfrontiert.
Wie sieht so ein Kapitelplan eigentlich aus?
Dein Plan, deine Methoden, deine Struktur.
Ein jeder Kapitelplan ist auch immer so induviduell, wie der Autor, der ihn geschrieben hat und das Werk, das er beschreibt.
Dennoch gibt es ein paar Gestaltungsmöglichkeiten, die ich dir an dieser Stelle vorstellen möchte.
- In Anlehnung an die 3-Akt-Struktur: Aufteilung der Kapitel in drei Akte. Das hat den Vorteil, dass du deine Kapitel nach Akten planen kannst und so vielleicht nicht gleich alles auf einmal machen musst.
- In Anlehnung an die 3-9-27-Methode: Aufteilung in Akte, Blöcke und Abschnitte. Auch das bringt entsprechend mehr Struktur und Ordnung in deinen Plan.
- Als Liste: Dabei wird jedes Kapitel einfach untereinander aufgelistet. Bietet weniger Möglichkeiten für spezielle Anmerkungen. Alternativ kann auch zu jedem Kapitel eine entsprechende Liste erstellt werden, die die jeweiligen Werte (Ort, Zeit, handelnde Personen,…) aufzählt.
- Als Tabelle: Hierbei können einem Kapitel entsprechend mehr Werte zugeordnet werden. z.B.: Kapitelnummer, Inhalt, handelnde Personen, Handlungsort, Zeit, Zuordnung zu einem Handlungsstrang, weitere Anmerkungen,…)
- Als Fließtext: Eine verkürzte Nacherzählung (oder Vorerzählung) deines Buches, getrennt jeweils nur von den jeweiligen Kapitelüberschriften.
- Freie Struktur: Dein induvidueller Plan. Eine Michung aus dem oben Genannten oder gar nichts davon.
Was gehört zur Planung eines Kapitels?
Auch das kannst du so detailliert oder grob gestallten, wie du willst. Hier sind nur ein paar Anhaltspunkte, die du in die Planung integrieren kannst, aber nicht musst:
- Handelnde Personen
- Ort (drinnen, draußen, Im Zimmer des Protagonisten, Im Café, Im Wald,…)
- Zeit (Abends, Nachts, zur Mittagszeit, Sommer, Winter, drei Wochen später,…)
- Inhaltsangabe (Von wenigen, wesentlichen Stichpunkten bis hin zu einer verkürzten Nacherzählung des Kapitelinhalts ist alles möglich)
- Stimmung des Protagonisten (und/oder anderer Personen) zu Beginn des Kapitels
- Stimmung des Protagonisten (und/oder anderer Personen) am Ende des Kapitels
- Ziel des Kapitels/Protagonisten
- Neue Informationen, die dem Leser vermittelt werden
- Einstieg in das Kapitel
- evl. Gesprächsfestzen
- angestrebtes Pacing/Spannungslevel
- literarische Funktion
- …
Fazit
Ein Kapitelplan kann sehr zeit- und arbeitsaufwendig in der Entstehung sein, doch wenn du ihn einmal hast, enthält er so viele nützliche Informationen, dass du nicht wieder darauf verzichten wollen wirst.
Schon während des Erstellung des Kapitelplans kannst du bereits Plot Holes ausmetzen. Durch den groberen Überblick fallen sie dir eher auf. Das heißt natürlich nicht, dass du hinterher gar keine mehr finden wirst, aber auf jeden Fall weniger als ohne Plan.
Auch wirst du vor dem Schreiben nicht mehr groß Überlegen müssen, wie du das nächste Kapitel nun gestalten willst und was es alles beinhalten muss. Das hast du dann alles schon in der Vorarbeit erledigt. Alles, was du dann noch tun musst, ist deinen Kapitelplan aufzuschlagen und nachzusehen.
Für Manche mag das die Spannung aus dem Schreiben nehmen. Doch das ist Ansichtssache. Ich entdecke beim Schreiben selbst immer wieder neue Ebenen der Erzählung und mache kleine oder größere Änderungen. So genau kann man ein Kapitel schließlich nicht planen, ohne es schon zu schreiben.
Mir persönlich hat es viel Spaß gemacht, den Plan für mein Buch zu entwerfen. Jetzt ist er während beinahe jeder Schreibsessoin als mein treuer Begleiter an meiner Seite. Ich bin jedoch, wie ich mit der Zeit feststellen musste, das Paradebeispiel eines Plotters. Je genauer ich plotte, desto besser schreibe ich.
Daher ist ein Kapitelplan – letztlich eine detailliertere Version eines bereits gut durchdachten und durchgeplanten Plots – definitiv ein Werkzeug für echte Plotter. Wer lieber einfach drauf los schreibt, braucht über einen Kapitelplan eigentlich gar nicht erst nachzudenken.
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