Der Antagonist ist der Gegenspieler deines Proagonisten. Er ist mindestens genauso wichtig wie dein Prota, wenn nicht noch ein bisschen wichtiger – Denn: Er sorgt für die Hindernisse, die der Proatgonist überkommen muss. Er sorgt für die Spannung. Durch den von ihm geschaffenen Konflikt wird der Plot vorangetrieben.
1. Wer ist der Antagonist?
Der Begriff „Antagonist“ bedeutet so viel wie gegnerische Kraft, oder Gegenspieler. Entgegen einiger Vorurteile ist er nicht gleichbedeutend mit Bösewicht, dunkler Lord oder dem absoluten Bösen (wobei ein Antagonist das natürlich auch sein kann).
Letztlich kann der Antagonist alles sein. Von der netten Nachbarin, über der fiesen Mobber aus der Schule, bis hin zum bösen Professor, der die halbe Menschheit ausrotten will (warum auch immer).
Weiße Antagonisten
Das soll keine Anspielung auf Hautfarben sein. Weiße Antagonisten sind einfach Menschen, die keine speziell böse Tat im Sinn haben. Sie haben Familie, Freunde, Hobbys und ein Ziel. Sie lieben und sie hassen. Sie wollen etwas schaffen, etwas erreichen. Ihre Ziele und Absichten sind gut. Man könnte sagen sie sind Protagonisten einer anderen Geschichte.
Was sie zum Antagonisten macht, ist ihre Beziehung zum Protagonisten. Beide stehen einander bei der Umsetzung ihrer jeweiligen Ziele im Weg (dazu unten mehr).
Graue Antagonisten
Diese Gegenspieler sind weder schwarz noch weiß, weder gut noch böse. Sie besitzen aus beiden Welten etwas und sind damit sehr realitätsnahe Charaktere.
Diese Realitätsnähe macht es zugleich leichter und schwerer, diese Antagonisten zu begreifen und zu schreiben. Darum habe ich bereits einen eigenen Beitrag dazu verfasst. Den findest du hier: 10 Geheimnisse zur Erstellung grauer Antagonisten.
Schwarze Antagonisten
Schwarze Antagonisten sind die Bösewichte, dunklen Lords und alles-vernichtenden Kräfte unserer Buchwelten. Typische Beispiele wären hier Lord Voldemord aus Harry Potter oder Sauron aus Der Herr der Ringe.
Zerstörung und ihr eigener Vorteil sind alles, was diese Charaktere im Sinn haben. Sei es die Zerstörung des Protagonisten, einer Stadt, der ganzen Welt oder des gesamten Universums. Diese von Vorurteilen belastete Vorstellung von Gegenspielern macht sie meiner Meinung nach jedoch zu flachen Charakteren. Es bedarf daher ein bisschen was an Können, um hierbei nicht in die Klischée-Falle zu tappen.
Liebenswerte und hassenswerte Antagonisten
Ob ein Gegenspieler liebens- oder hassenswert ist, entscheidet nicht seine Moral oder seine Ziele, sondern wie der Autor die Figur darstellt. Ich habe weiße Antagonisten gesehen, die den gesamten Hass des Publikums auf sich gezogen haben. Und ich habe Bösewichte gesehen, die beliebter waren als der Protagonist.
Spiel mit der Empathie deiner Leser. Schaffst du es, das Mitgefühl deiner Leser für eine Figur (egal welche) zu erwecken, erscheint diese Figur plötzlich in einem viel besseren Licht. Erklärst du z.B. seine Vorgeschichte gut, können die Leser verstehen, warum der Antagonist tut, was er tut – auch wenn sie die Tat an sich nicht gutheißen würden.
Andersrum gilt das Prinzip der Missverständnisse und Vorurteile. Zeige, wie ein (weißer) Antagonist böse Taten vollbringt ohne zu erklären, warum, und dein Leser wird ihn zu hassen und zu fürchten wissen. Lasse vielleicht noch eine andere Figur ein fieses Gerücht über ihn verbreiten und das Missverständnis ist perfekt.
2. Was ist der Antagonist?
Eine Person oder mehrere
Ganz klassisch ist der Antagonist eine Person, die sich dem Protagonisten in den Weg stellt. Sie unterliegt damit auch den klassischen Prinzipen der Charakterentwicklung (Aussehen, Auftreten, Charakterstärken und -schwächen, Want und Need,…).
Die antagonistische Kraft kann jedoch auch aus einer Personengruppe, wie zum Beispiel einem Verein, einer Organisation oder Regierung, hervorgehen.
Hier muss man bei der Erschaffung mehrere Seiten betrachten. Einmal die Organisation als Ganzes, mit ihren Strukturen, Zielen, Stärken und Schwächen. Dann die wichtigesten Mitglieder, die jeweils individuell entwickelt werden sollten. An dritter Stelle stehen die Beziehungen der Mitglieder zueinander: Welche Hierarchie liegt vor? Funktioniert die Kommunikation? Gibt es Streitigkeiten oder andere Unstimmigkeiten?(näheres dazu in meinem Artikel: Eine Organisation als Antagonist)
Abgesehen von Organisationen kann deine Geschichte auch mehrere Antagonisten haben. Seien es zwei unabhängig voneinander agierende Personen oder eine Person und eine Gruppe, oder drei Personen, zwei Gruppen und eine Alienrasse, oder…
Möglich ist alles. Es muss nur zu deiner Geschichte (und deren Umfang) passen.
Eine nichtmenschliche Instanz
Diese kann zum ainen magische oder außerirdische Gegner sein, z.B.: Trolle, Orks, Feen, Aliens, Riesenwhale, etc.
Zum anderen können es auch Umwelteinflüsse sein (z.B.: Hochwasser, Hitze, Kälte, etc.), die deinem Protagonisten das Leben schwer machen. Ein Beispiel hierfür wäre der Film ICE – Wenn die Welt erfriert oder The Core – der innere Kern.
Das Innere Selbst
Manchmal ist man selbst sein größter Gegner. Jeder hat es schon mal auf die ein odere ander Art erlebt, dass man sich selbst im Weg stand. Daher ist es nur natürlich, dass dieses Thema auch in der Fiktion wieder aufgegriffen wird. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass eine Geschichte, in der der Protagonist keinerlei Selbstzweifel hegt, niemals wirklich großartig sein könnte.
Der Kampf gegen die eigenen Schwächen ist Teil unseres Seins. In Geschichten beginnt der Protagonist meist mit einer Charakterschwäche, die er bis zum Ende des Buches überwinden muss. Sei es Angst vor Feuer, Scheu vor Verantwortung, chronisches Zu-Spät-Kommen oder egoistisches Verhalten. Die Geschichte lehrt dem Prota, dagegen anzukämpfen und sich zu bessern.
3. Was den Antagonisten zum Antagonisten macht
Wie bereits erwähnt, ist es nicht seine pure Bosheit, die den Antagonisten zum Antagonisten macht. Es ist der Fakt, dass er dem Protagonisten beim Erreichen seines Zieles im Weg steht.
Gegensätzliche Ziele
Antagonist und Protagonist haben gegensätzliche Ziele. Der Antagonist will die Welt zerstören. Der Protagonist will sie vor der Zerstörung retten. Der Antagonist will den Ultimativen Stein der Alles-Dominierenden Macht, der Protagonist will verhindern, dass er diesen Stein erhält.
Gleiche Ziele
Verfolgen Protagonist und Antagonist dasselbe Ziel, so findet meist irgendeine Art von Jagd oder Wettbewerb statt. Es entsteht Konkurrenzverhalten. Wer ist besser, stärker, hat die besseren Ressourcen oder Strategien?
Wenn beide das Gleiche wollen, wird mindestens einer das Ziel nicht erreichen. Am Ende kann nur eine von beiden Partein das Rennen gewinnen, den Job ergattern, die Prinzessin heiraten.
Fazit
Ein Antagonist kann vieles sein. Schwarz, weiß, Einer oder Viele. Die Welt ist voll von grandiosen Bösewichten, die zum Teil mehr Fans haben als die dazu gehörigen Protagonisten. Es ist alles möglich im Reich der Fiktion. Am Ende musst du entscheiden, was am Besten zu der Geschichte passt, die du erzählen willst.
Wer ist dein Lieblings-Antagonist? Welche Art von Antagonist verwendest du in deinem derzeitigen Schreib-Projekt?
Schreib es in die Kommentare. Ich freue mich darüber 😉
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Hallo Anna,
einen Lieblingsantagonisten habe ich nicht…
Bei meinem derzeitigen Schreibprojekt habe ich mich an einen sehr umfangreichen Antagonisten gewagt: unsere gesamte Gesellschaft. Doch ich möchte nicht Zuviel verraten… vielleicht schreibe ich irgendwann noch einen Kommentar hier, wenn es soweit ist.
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Meine Lieblingsantagonisten sind eindeutig Draco Malfoy und Severus Snape aus Harry Potter! Außerdem mag ich Sirius Black der ja quasi der Anatgonist Peter Pettigrwes ist…