„Familie – Wo das Leben beginnt und die Liebe niemals endet.“
Es gibt tausende von diesen kitschigen Sprüchen im Internet. Sie sind nicht komplett falsch – das wäre ja schlimm. Sie blenden lediglich den unangenehmen Fakt aus, dass Familie auch manchmal stressig und verletztend sein kann.
Jeder hat Familie. Sie gehört schlichtweg zum Leben dazu. Wir alle kommen irgendwo her. Haben Menschen, mit denen wir uns (mehr oder weniger) verbunden fühlen. Die uns zu dem machten, was wir sind.
Familie ist die Geschichte unserer Ursprünge. Und mit diesem Artikel möchte die Ursprünge unserer Protagonisten ergründen.
Warum ist die Familie so wichtig?
Selbst wenn sie keine tragende Rolle im Plot spielen, Familienmitglieder präg(t)en das Leben deines Protagonisten.
Wie wir aufwachsen, prägt unseren Charakter. Je nachdem, wie sehr unsere Eltern sich um uns gekümmert haben, haben sie dazu beigetragen, unsere Talente zu entwickeln oder verkümmern zu lassen. Sie lehren uns, die Welt mit ihren Augen zu sehen – Sichtweisen, die genauso wahr wie falsch sein können.
Wo wir herkommen und wo wir hin wollen, ist bereits eine Geschichte für sich. Darum ist Familie wichtig.
Wer gehört zur Familie?
Familie ist ein großes Wort, das jeder anders definiert. Für manche sind es die Eltern und Geschwister. Für andere der Partner und die Kinder. Manchmal sind es Freunde und Mitbewohner.
Wer gehört zur Familie deines Protas?
- Wer sind seine/ihre Eltern?
- Gibt es Geschwister? Wer sind sie?
- Gibt es Großeltern, denen er/sie nahe steht?
- Hat dein Prota eine Wahlfamilie? Wenn Ja, wer gehört dazu?
- Hat er/sie vielleicht selbst bereits Kinder?
Erstelle zu jedem relevanten Familienmitglied eine kleine Beschreibung. Das muss gar nicht viel sein. 3-4 Sätze oder ein paar Stichpunkte genügen.
Halte fest, wie die Personen aussehen und sich normalerweise verhalten. Wissenswert wäre ebenfalls das (ungefähre) Alter und der Beruf, sowie einige herausragende Charaktereigenschaften und eventuel ein paar Vorlieben und Abneigungen.
Die Beziehung zu den Familienmitgliedern
Nun, da du etwas besser über die Angehörigen deines Protagonisten (oder Antagonisten) Bescheid weist, kannst du entscheiden, wie hoch das Sympathielevel zwischen ihnen ist.
In meinen derzeitigen Projekt CHAPERONE hat die Protagonistin Lenka eine sehr schlechte Beziehung zu ihrer Mutter. So schlecht, dass sie sich regelrecht unerwünscht von ihr fühlt. Die beiden tragen einen ständig unterschwellig brodelnden Machtkampf unter sich aus, was sich natürlich auch auf den Rest der Familie auswirkt.
Gleichzeitig ist ihre Schwester Meike Lenkas beste Freundin, obwohl die ihrer Mutter sehr ähnlich ist. Lenkas Liebe zu ihr, sowie der Zwang, ihrer Mutter zu beweisen, dass sie Besser ist, sind die Hauptmotivateure für fast all ihre Handlungen in der Story.
Ihr Hintergrund bestimmt ihr Handeln, sowohl bewusst, als auch unbewusst.
Welche Beziehung hat dein Prota zu seinen/ihren Eltern und Geschwistern? Und wie könnte das seine jetzige Persönlichkeit, seine Handlungsmotive und Ziele erklären?
Kindheit
Den größten Einfluss hat unsere Familie in der Kindheit. Denn das ist die Zeit, in der wir am meisten der Gnade und dem guten Willen unserer Eltern ausgeliefert sind.
Es gibt dutzende winziger Komponenten, die uns in der Kindheit formen. Verhaltensweisen, die uns von den Eltern vorgelebt werden, werden automatisch von den Kindern übernommen.
Mag die Mutter beispielsweise keine Tomaten und lässt das ihre Kinder spüren, werden diese höchstwahrscheinlich auch keine Tomaten essen wollen. Weil sie sie für ekelhaft und giftig halten und weil es wahrscheinlich sowieso keine Tomaten in diesem Haushalt geben wird.
Dasselbe Prinzip kann man auf tausend andere Dinge übertragen. Von Essgewohnheiten, über Lieblingsspiele und -sportarten (Wie viele Kinder lieben dieselbe Fußballmannschaft wie ihre Vater, ohne sich erklären zu können, warum?), bis hin zu politischen Ansichten und Hass gegen bestimmte Personengruppen.
Je älter Kinder werden, desto mehr stellen sie natürlich auch das Verhalten ihrer Eltern in Frage. Doch in den ersten Jahren können sie das noch nicht. Sie müssen ihr Leben mehr oder weniger so hinnehmen, wie es ist.
Der Einfluss der Familie
Wie bereits angesprochen, hat die eigene Familie einen großen Einfluss auf das eigene Leben.
Zusammenfassend solltest du dich daher noch folgendes fragen:
- Welche wichtigen Lektionen haben seine Eltern deinem Prota mit auf den Weg gegeben? Sind diese Lektionen grundlegend richtig oder falsch? Helfen sie ihm, den Alltag zu meistern oder sorgen sie für eine eher negative Sicht aufs Leben?
- Glaubt er an den Wahrheitsgehalt dieser Lektionen?
- Was würde dein Prota grundlegend anders machen, wenn er eigene Kinder erziehen müsst? Was würde sie genauso machen (ob sie will oder nicht)?
- Hat dein Protagonist alles in die Wiege gelegt bekommen oder musste er kämpfen?
- Hat er seinen Eltern je die Meinung gesagt?
- Wie viele Freiheiten hatte sie in ihrer Kindheit/Jugend gehabt?
- Wie gut wissen die Eltern deines Protas über sein Leben bescheid? Muss er sich für gewisse Dinge rechtfertigen oder nehmen sie alles einfach so hin bzw. fragen überhaupt nicht nach?
- Wie veränderte sich der Einfluss der Familie im Laufe ihres Lebens/im Laufe der Story?
- Ist ihre Familie mehr Hilfe oder Hindernis?
- Was wünscht sich dein Prota, könnte sich in seiner Familie ändern?