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Spannung erzeugen wie Dan Brown

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Ich habe letztens mal wieder eines von Dan Browns Büchern hervorgekramt und verschlungen. Und mir sind einige Dinge (aus der Autorenperspektive) aufgefallen, auf die ich vorher nie geachtet hatte.

Mittlerweile steht ja in fast jeden Regal eines seiner Werke. Und das mit Grund! Obwohl es in der Robert-Langdon-Reihe „immer nur“ um Symbole und längst verstaubte Geschichte geht, schafft Dan Brown es, das universell spannend darzustellen — so, dass es wirklich jeden mitnimmt.

Hier sind die drei Werkzeuge, die Dan Brown in The Lost Symbol nutzte, um Spannung zu erzeugen.

Cliffhanger

Dan Brown nutzt Cliffhanger wie kein anderer. Praktisch jedes Kapitel endet mit einem, was den Leser dazu bringt immer weiter und weiter zu lesen; nur noch eine Seite, nur noch ein Kapitel.

Doch wie genau schafft er es, diese Cliffhanger so wirkungsvoll einzusetzen?

Fragen offen lassen

Es gibt viele ungeklärte Fragen in The Lost Symbol. Manchmal sind sie einfach, wie: Wer will sie töten? Manchmal sind sie etwas komplizierter, wie: Warum? Wieso? Wie?

Jedes Kapitel wirft neue Fragen auf. Und um die Antworten darauf zu erhalten, muss man weiterlesen.

Hinweis: Wenn du in deinem Buch ähnlich vorgehen willst, musst du aufpassen, die richtigen Fragen offen zu lassen. Oftmal sind das Fragen zum Plot, zum Warum und Wieso. Sie müssen die Neugier des Lesers wecken.

Und das funktioniert nur, wenn er sich ehrlich für die Antwort auf die Frage interessiert.

Wecke Neugier, spiel mit den Gefühlen des Lesers. Gib ihm einen Grund zur Sorge. Die Frage sollte immer etwas mit dem Plot oder einer plotrelevanten Figur zu tun haben.

Wenn dem Leser die Frage Schei*egal ist, dann erreichst du mitunter das gegenteil von dem, was du wolltest. Der Cliffhanger erscheint als billige Letzte-Hilfe-Maßnahme und der Leser legt das Buch mit einem Augenrollen beiseite.

Mit jeder Antwort neue Fragen stellen

Hast du eine Frage beantwortet, wirft das bei Brown oftmals gleich mehrere neue Fragen auf.

Ein Beispiel: Gruppe XY scheint in das Geschehen mit verwickelt zu sein. Warum? Was haben sie gegen Gruppe AZ? Was wollten sie mit dieser Information anfangen? Und warum ist dann dieses Symbol auf dem Artefakt aufgetaucht, das weder etwas mit XY noch AZ zu tun hat?

Bonuspunkte, wenn die verschiedenen Antworten sich zu widersprechen scheinen.

Was der Leser wissen wollte

Oftmals baut Brown zu Beginn eines Kapitels eine kleine Erinnerung an die Fragen ein, zu denen der Leser ein oder zwei Kapitel zuvor die Antworten wissen wollte. Damit wiederholt er sozusagen die Fragen und frischt sie auf.

Mit jeder Wiederholung (solange man es nicht übertreibt) wird die Sache dringlicher und die Spannung erhöht.

Winzige Hinweise ohne Erklärung

Letztlich nichts anderes als Foreshadowing, doch die Bezeichnung schien mir an dieser Stelle nicht ganz passend (so ein düsterer, ominöser Begriff für etwas so Simples).

Dan Brown versteckt in seinen Erzählungen immer wieder kleinste Hinweise, ohne genauer auf sie einzugehen. Er reibt uns damit sozusagen die Antworten unter die Nase, ohne dass wir etwas davon bemerken.

Erst, wenn alles enthüllt wird, fällt einem auf, dass man es schon längst hätte wissen können. Wissen sollte. Und man fühlt sich wie ein Idiot, weil man nicht selbst drauf gekommen ist.

Herrlich frustrierend. Wenn ich so etwas erlebe, komme ich nicht umhin dem Autor meine stille Bewunderung zuzusprechen.

Aus Sicht eines Außenstehenden schreiben

In The Lost Symbol gibt es eine Szene, die aus der Sicht eines Obdachlosen geschrieben ist. Er ist lediglich ein Beobachter des Geschehens. Während uns dadurch zwar gezeigt wird, was geschieht, ist dieses Geschehen damit vollkommen aus dem Kontext gerissen.

Die Hintergründe bleiben uns verborgen. Dadurch werden mehr Fragen aufgeworfen. Das Geschehen erhält eine völlig neue Ebene.

Eine solche Szene ist eine große Chance. Mir ist sie im Kpf geblieben, nicht nur wegen der ungewöhnlichen Perspektive. Der Obdachlose brachte Humor mit. Aus seiner Sicht wirkte die erlebte Szene, die für die Protagonisten hochspannend gewesen wäre, seltsam und beinahe komisch.

Aus Sicht des Antagonisten schreiben

Es ist nicht selten für Dan Browns Bücher, dass der Antagonist selbst einen Großteil der Geschichte erzählt. Das hat mehrere Vorteile.

  • Einblick in die Psyche des Täters
  • Kennt man einen Teil seiner Pläne, ist man als Leser den Protagonisten einen Schritt voraus. Die Spannung wird erhöht, wenn man befürchten muss, dass sie direkt in die Falle des Antagonisten tappen werden.
  • Die Motive des Antagonisten werden enthüllt. Der Leser kann Mitgefühl für ihn empfinden oder gar mit ihm sympathisieren, was das Ganze noch verwirrender und emotionaler werden lässt.

Doch es gibt auch einige Dinge, die man beachten muss, wenn das ganze Unterfangen nicht nach hinten losgehen soll.

  • Die realistische Darstellung eines gestörten Geistes ist nicht einfach. Verstehe die Psyche deines Täters, bevor du aus seiner Sicht schreibst. Es ist verführerisch, ihn als Inkarnation des Bösen darzustellen, doch oftmals halten sich die Antagonisten für die Guten. Sie denken, sie tun das Richtige. Sie sind die Protagonisten ihrer eigenen Story.
  • Das funktioniert am besten, wenn es einen, allein handelnden Antagonisten gibt. (Mehr zur Entwicklung und den verschiedenen Arten von Antagonisten)
  • Nie zu viel verraten — Ein Drahtseilakt. Der Leser sollte verstehen können, wie der Antagonist denkt und fühlt und warum er handelt, wie er handelt. Dennoch sollte der volle Plan des Antags nie vorzeitig enthüllt werden. Warte damit bis zum Ende/Klimax, sonst verpufft die ganze Spannung.

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