Dies ist ein Beitrag von AU-Co-Autor Steffen.
Den Mittelpunkt stellt ohne Frage deine Hauptfigur dar. Doch die wenigsten Geschichten fesseln den Leser, wenn diese nur davon handeln, dass der Protagonist im Alleingang durch den Plot huscht. Nicht nur er allein sollte die Mächte des Bösen in die Schranken weisen.
Dein Held braucht Freunde, die ihn auf dem beschwerlichen Weg begleiten und ihm helfen, seine Aufgabe zu lösen. Wie gelingt es dir einen spaßigen Sidekick zu erstellen, den der Leser ebenso sehr ins Herz schließt, wie den Helden?
Dieser Frage möchte ich in den folgenden Zeilen nachgehen und dir dabei eröffnen, wie ich bei der Entwicklung meiner Sidekicks vorgehe.
Was ist ein Sidekick?
Bevor wir uns mit der Entwicklung eines Sidekicks auseinandersetzen, möchte ich in Kürze erläutern, was denn überhaupt ein Sidekick ist. Übersetzen lässt sich das Wort sinngemäß in Handlanger oder Kumpel. Es handelt sich also um eine Person, die dem Protagonist zur Seite steht, um ihn zu unterstützen.
Der Sidekick ist also eine Nebenrolle, der sich nur selten in den Vordergrund spielt, sondern dazu dient, die überlegenen Fähigkeiten des Protagonisten zu verdeutlichen. Er hört dem Protagonisten zu, während dieser seine Gedanken und Gefühle in Worte fasst.
Zur Dramaturgie eines Romans gehört auch oft, dass der Sidekick den Protagonisten rettet, um dem Leser zu verdeutlichen, dass auch der Protagonist seine Schwächen hat. Vor allem rettet aber auch der Protagonist den Sidekick, wodurch der Sidekick wieder dazu dient, die überlegenen Fähigkeiten des Protagonisten aufzuzeigen.
Kontrastierend…
Der Sidekick dient in erster Linie als Kontrastfigur zum Protagonisten, indem er Stärken mitbringt, die der Protagonist nicht hat. Außerdem hat er auch Schwächen, wodurch die überlegenen Fähigkeiten des Protagonisten ganz besonders stark in Erscheinung treten.
Durch diesen Ausgleich von Stärken und Schwächen ergänzen sich der Sidekick und der Protagonist perfekt. Sie sind kompatibel zueinander, um die bevorstehende Quest gemeinsam durchstehen zu können.
In der Regel sind die beiden bereits zu Beginn der Geschichte Freunde, zumindest sollten sie in der Lage sein, im Laufe der Geschichte Freunde zu werden. Der Sidekick ist der größte Unterstützer des Protagonisten und darum ist es in der Regel unumgänglich, dass die beiden Freunde werden und eine ganz besondere Bindung aufbauen.
Trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten, Fähigkeiten oder Kenntnisse zeigen sie sich auf ihre eigene Art, wie viel sie sich gegenseitig bedeuten.
…und unterstützend
Bei all den Kontrasten ist der Sidekick der größte Unterstützer des Protagonisten. Er verteidigt ihn verbal, wenn jemand frech, unfair oder beleidigend gegenüber dem Protagonisten wird. Oder er verteidigt ihn, wenn er angegriffen wird, weil er ihm körperlich überlegen ist.
Außerdem ermutigt er ihn, sich seinen Ängsten zu stellen oder seine Quest anzugehen und hilft ihm dabei Probleme und Aufgaben zu lösen.
Die Unterstützung durch den Sidekick kann in jeder erdenklichen Art und Weise geschehen. In der Regel wird es darum gehen, dass er die Schwächen des Protagonisten ausgleicht.
Sein Beitrag kann aber auch sein, dass er dem Protagonisten durch Worte und Taten Klarheit darüber verschafft, was wirklich wichtig ist. Und was der Protagonist zu tun hat, um der Geschichte ein positives Ende zu bescheren.
Der Protagonist kann Aufgaben an ihn delegieren, wodurch der Sidekick seine Sternstunde erhält. Dabei sollte er den Protagonisten jedoch nicht überstrahlen.
Spaßige Sidekicks
Neben all der Unterstützung führt aber natürlich auch der Sidekick sein eigenes Leben, darum gib ihm auch seine eigenen Ziele und seinen eigenen Kopf.
Er muss nicht der Jederzeit-Unterstützer sein, sondern es kann auch mal einen Konflikt zwischen ihm und dem Protagonisten geben. Dies erzeugt Spannung und lässt beide Charaktere menschlicher (oder welchem Volk die beiden auch immer angehören mögen) erscheinen.
Wenn der Protagonist scheitert, kann der Sidekick ihn retten oder zumindest wird er versuchen ihn zu retten. Ein tollpatschiger Sidekick rettet den Protagonisten, verfrachtet sie beide aber gleich im nächsten Augenblick in die nächste Bredouille – natürlich aus Versehen.
Und genau das ist dem Protagonisten bewusst. Sein Freund hat ihn gerettet und er bedeutet ihm viel, weil er so loyal ist. Dafür geht man auch mal durch die ein oder andere Bredouille.
Große Kontraste bringen Spaß, denn man fragt sich, warum der Sidekick den Protagonisten überhaupt unterstützt. Komplett kontrastierende Persönlichkeiten führen oft zu Situationskomik.
Beispiel: Der mutige, aber auch ziemlich miesepetrige Protagonist erhält von einer geheimnisvollen Hexe die Schatzkarte, die er so dringend benötigt. Die einzige Reaktion, die er zeigt, ist ein kühles „Danke“. Währenddessen springt der Sidekick freudestrahlend umher, überschlägt sich vor Freude und umarmt sämtliche Troll-Wachen der Hexe um sie herum. Am Ende geht er zur Hexe, um ihr zu sagen, dass er den Protagonisten noch nie so begeistert gesehen hätte und noch nie hätte er auch nur einmal „Danke“ zu ihm oder irgendjemanden gesagt.
Ich hoffe dieses zugegebenermaßen etwas konstruierte Beispiel, zeigt dir dennoch worauf ich hinaus will. Es lohnt sich einfach mit den Kontrasten zwischen Protagonist und Sidekick zu spielen.
Archetypen
Um solche Kontraste an die Oberfläche zu bringen, gibt es diverse Charakter-Archetypen, die man nutzen kann, um eine Kontrastperson für den Protagonisten zu schaffen. „Das Genie“, Hermine Granger, und „Der loyale Freund“, Ron Weasley stehen dem Protagonisten, Harry Potter, beispielsweise im wahrsten Sinne des Wortes mit Rat und Tat zur Seite. Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten, Fähigkeiten und Kenntnisse bereichern den gesamten Verlauf der Geschichte.
Weitere Beispiele für Archetypen eines Sidekicks sind u.a. Der Starke (z.B. Chewbacca aus Star Wars), Der Oberlehrer (z.B. Zazu aus König der Löwen), Der liebenswerte Idiot (z.B. Dori aus Findet Nemo) oder Der Clown (z.B. die Minions aus Ich, einfach unverbesserlich). Die letzten beiden Beispiele zeigen, dass Sidekicks keine Sidekicks bleiben müssen. Wie bereits erwähnt führen sie auch ein eigenes Leben und in diesem sind sie der Protagonist in ihrer ganz eigenen Geschichte.
Fazit
Wichtig ist, dass der Leser sich mit deinen Sidekicks in irgendeiner Hinsicht identifizieren kann und sie mit ihrer Art sympathisch findet. Er sollte sie ins Herz schließen, mit ihnen lachen und weinen und sich am Ende wünschen, dass sie seine besten Freunde sind.
Wenn es dir also gelingt einen Sidekick zu erschaffen, der gleichzeitig Kontrastfigur und Unterstützer des Protagonisten ist, wird deine Geschichte um einen liebenswerten Charakter erweitert.
Wenn es dir darüber hinaus noch gelingt, mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten beider Charaktere so zu spielen, dass sie eine Kombo darstellen, über die man sich amüsiert, mit denen man mitfiebert und -leidet und deren Weg man bis zum Ende mitverfolgen möchte. Dann hast du einen unvergesslichen Sidekick geschaffen.

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