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Welche Schreibtipps brauchst du wirklich?

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Mit 16 habe ich davon geträumt, ein Buch zu veröffentlichen. Ich hatte nichts außer einer recht vagen Idee und viel Leidenschaft, doch ich wünschte mir Zeitungsartikel mit meinem Foto und der Überschrift: „16-jährige schreibt Bestseller-Serie“.

Zu der Zeit habe ich mehr Artikel über das Schreiben gelesen, als tatsächlich an meinem Buch geschrieben. Zwar habe ich täglich Wörter zu Papier gebracht, doch all diese Schreibtipps haben mir nur immer wieder vor Augen geführt, was ich alles falsch mache und wieso mein Buch nicht funktionieren kann.

Also habe ich alle paar Wochen ein und dasselbe Projekt verworfen und umgeplant. So oft, dass ich irgendwann selbst nicht mehr durchsah.

Es war eine wichtige Zeit für mich, in der ich vieles dazugelernt habe. Doch es fühlte sich wie ein eine durchgehende Serie von Misserfolgen an. So hatte ich mir das mit dem Schreiben nicht vorgestellt…

Trotzdem bin ich froh, dass es diese Phase damals gegeben hatte. Ich denke, jeder Autor durchläuft sie auf die ein oder andere Weise. Das Geheimnis ist, nicht aufzugeben.

Doch wir sind heute hier, um über Schreibtipps zu reden, und wieso sie nicht immer so hilfreich sind, wie sie vielleicht scheinen.

Das Problem mit den Schreibtipps:

1) Jeder Autor ist anders

Jeder Autor schreibt anders. Und jeder Autor gibt andere Tipps. Diese Vielfalt an Herangehensweisen liegt in unserer Natur als Menschen.

Das bedeutet konkret: Was für Autor XY funktioniert, muss bei dir nicht funktionieren. Die Tipps die du an andere weitergibst, können für sie komplett wertlos sein.

Nicht, weil die Tipps an sich schlecht sind. Sondern ganz einfach, weil ein anderer vielleicht eine ganz andere Denkweise hat als du.

2) Einige Schreibtipps widersprechen sich

Genau darum – weil wir alle anders sind und anders denken – gibt es auch so viele Schreibtipps, die nicht miteinander komatibel sind und sich gelegentlich sogar widersprechen.

So sind manche Autoren beispielsweise der Meinung, Adjektive sind Ausbeburten der Hölle und um jeden Preis zu vermeiden.

Andere sehen das nicht so eng und argumentieren, dass man nur lernen muss die richtigen Adjektive von den falschen zu unterscheiden.

Wieder anderen ist das Thema Adjektive völlig egal.

3) Schreiben ist Kunst

Man kann aus allem eine Wissenschaft machten und (wie bei den Adjektiven oben) ausgiebig für das Für und Wider einer Sache diskutieren.

Doch lasst uns alle ehrlich sein: Schreiben ist eine Kunst. Und wie in allen Künsten ist der Umstand, ob einem das Ergebnis gefällt, sehr vom individuellen Geschmack abhängig.

Es gibt keine definitiven Regeln für das Zeichnen von Bildern oder das Singen und Schreiben von Liedern. Es gibt keine Anleitung für das Schreiben von Romanen.

Sicher kann man sich ein Beispiel an anderen nehmen, doch ihre Methoden zu kopieren, wird dich meist nicht sehr weit bringen. Denn damit setzt du dir selbst Grenzen.

Erlaube dir daher zu experimentieren. Ignoriere, was man versucht dir beizubringen, und mach ganz einfach mal das, was sich für dich richtig anfühlt.

4) Der Perfektionist in dir

Der Perfektionist in dir behauptet warscheinlich, dass du dich von Anfang an an alle Regeln der Kunst und an alle Schreibtipps zu halten hast, über die du im Laufe der Jahre gestolpert bist.

Das kann dich aus mehreren, oben bereits genannten Gründen schwer blockieren. Was in der Theorie so logisch klingt, muss für dich nicht funktionieren.

Gerade beim Schreiben des ersten Entwurfes geht es nicht darum, alles gleich perfekt zu machen.

Dort darfst du gern so viele Adjektive und Wortwiederholungen verwenden, wie dir einfallen. Du kannst beschreiben, statt zu zeigen, du kannst hölzerne Dialoge verfassen, in denen jeder ansatz aud „er sagte“ oder „sie sagte“ endet.

Der erste Entwurf dient dazu, dir selbst die Geschichte zu erzählen und etwas zu erschaffen, mit dem du in der Überarbeitungsphase arbeiten kannst.

Hier kannst (und musst) du all die Tipps aus dem Fenster schmeißen, die du über die Jahre gelesen hast. Du kannst (und musst) deinen inneren Perfektionisten ignorieren.

Ich weiß es ist schwer. Ich kämpfe selbst jeden Tag damit.

Doch weiß du, was noch schwieriger ist? Mit anzusehen, wie jedes Manuskript scheitert, das du beginnst, weil dein innerer Kritiker ncht aufhören kann zu meckern – und du diesem fiesen, kleinen Teufel deine Träume anvertraust.

Was also tun mit all diesen Schreibtipps?

Ich werde dir an dieser Stelle nicht versuchen zu sagen, dass all die Schreibtipps sinnlos sind und du sie vergessen sollst. Das wäre Blödsinn.

Weiterbilding hat immer einen Sinn.

Gleichzeitig solltest du jedoch auch folgendes wissen:

Nicht alle Schreibtipps sind für dich geeignet. Lerne zu unterscheiden, welche Tipps du brauchst, welche für dich wertvoll sind und welche du getrost ignorieren kannst.

Und vorallem solltest du lernen zu entscheiden, wann du welche Tipps umsetzen willst.

Wie meine ich das?

Jede Regel hat seine Zeit.

Tipps zum Plotten, beispielsweise. Die nützen dir nur während der Planungsphase etwas.

Versuchst du ihn jedoch anzuwenden, wenn du bereits die Hälfte deines Manuskripts geschrieben hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das alles durcheinander bringt und du von vorn beginnen kannst – oder zumindest einiges überarbeiten musst. Passiert dir das mehrmals, kann das sehr entmutigend sein.

Andersherum gibt es auch unheimlich viele Tipps, die dir helfen einen besseren Stil und Lesefluss zu erzeugen.

Diese Art von Schreibtipps wendest du am besten in der Überarbeitungsphase deines Manuskriptes an. Denn während du den ersten Entwurf schreibst, kommt es noch nicht darauf an, wie gut dein Stil ist. Der größte Wert eines ersten Entwurfs ist seine Existenz. Verbeiße dich nicht in dem Gedanken, er müsste sofort perfekt sein.

Fazit

Wir sollten alle unserem Bauchgefühl etwas mehr vertrauen. All diese Schreibtipps, die da draußen im Netz kursiern, sind schön und gut, doch nimmst du sie (und das Schreibhandwerk allgeimein) zu ernst, können sie dich blockieren.

Der wichtigste Tipp, den du meiner Meinung brauchst, ist: Schreib. Alles andere ergibt sich dann von selbst 😉

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