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Die richtige Erzählperspektive wählen

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Manchmal ist es nicht leicht zu entscheiden, aus welchen und wie vielen Perspektiven ein Buch geschrieben werden soll.

Ein Erzähler oder mehrere? Wenn ja, wie viele? Welche?

Diese scheinbar simple Entscheidung kann manchmal über den Erfolg deines Buches entscheiden. Denn egal wie spannend deine Geschichte auch sein mag, wenn sie langweilig oder von jemandem erzählt wird, mit dem sich dein Publikum nicht anfreunden kann, dann ist es gut möglich, dass es nicht immer bis zum Ende gelesen wird. Oder überhaupt gekauft wird.

Alles hat seine Vor- und Nachteile

Jede Perspektive hat ihre individuellen Vor- und Nachteile. Damit meine ich jedoch nicht nur die Anzahl von Erzählern, sondern auch wen du letzenendes als Erzähler wählst.

Der protagonist muss nicht immer ein Erzähler sein. Beispiel: Der große Gatsby. Obwohl Gatsby eindeutig der Protagonist ist, wird die Geschichte nicht aus seiner Perspektive erzählt.

Warum? Weil dieses Buch von dem Mysterium um Gatsby lebt. Wäre er selbst der Erzähler seiner Geschichte, wäre das Mysterium um ihn und damit die Geschichte nicht halb so gut.

Darum ein Hinweis, bevor wir starten: Denk darüber nach, was deine Schichte ausmacht. Wovon lebt sie? Welche Charaktere sind am sympatischsten? Welche sind am interessantesten? Und welche treiben die Geschichte (vielleicht sogar im Unsichtbaren) am stärksten voran?

Eine Erzählperspektive

Vorteile:

  • klarer Fokus auf das Geschehen um den Protagonisten
  • Perfekt für einen kleineren Cast, bei dem sich alle handelnden Personen untereinander kennen
  • starker, persönlicher Einfluss des Erzählers -> Einblicke in sein Denken uns seine Psyche

Nachteile:

  • limitierte Sicht -> Leser sieht nur, was auch der Erzähler sieht
    • d.h. Phrasen wie „Doch er sollte sie nie wieder sehen“ und „Am anderen Ende des Ganges lauerte ein schwarzer Schatten“ haben keinen Platz in deiner Geschichte.

Anwendung: meist in Geschichten mit einem kleinen Cast, wie Jugend- oder Kinderbücher und Romance

Duale Erzählperspektive

Vorteile:

  • beleuchtet beide Seiten der Geschichte und liefert detaillierte Einblicke in die Pläne der zwei Figuren, die sich meist in einem Konflikt gegenüberstehen
  • diese Dualität erzeugt Spannung
  • Der Leser erfährt Dinge, von denen der Protagonist nichts weiß
  • Spiel mit starken Kontrasten

Nachteile:

  • beide Stimmen müssen authetisch sein und sollten die Persönlichkeit des jeweiligen Erzählers wiederspiegeln, sich also deutlich voneinander unterscheiden
  • du musst einen Weg finden um sicherzustellen, dass der Leser immer weiß, wer gerade spricht
  • du bliebst auf diese zwei Perspektiven beschränkt, wenn auch nicht so stark wie bei nur einem Erzähler

Anwendung: Meist in Liebesromanen, in denen der Love-Interest und Protagonist jeweils eine Stimme erhalten. Außerdem in Thrillern, wobei jeweils der Protagonist und Antagonist Teile der Geschichte aus ihrer Sicht erzählen.

Mehrere Erzählperspektiven

Mehrere Erzählperspektiven heißt in diesem Fall zwei oder mehr. Was also ist der unterschied zur dualen Erzählperspektive?

Zwei Erzähler, die sich dual gegenüberstehen, bilden immer einen gewissen Kontrast zueinander oder stehen zumindest in einem direkten Konflikt miteinander.

Hast du mehrere Erzählperspektiven (auch wenn es vielleicht nur zwei sind) stehen diese nicht zwingend im Konflikt. Meist ergenzen sie einander eher, indem sie eine Sache aus mehreren Blickwinkeln beleuchten.

Zwar können auch hier Kontrastfiguren auftreten, die einander das Leben schwer machen, doch es gibt meist keine klare Abgrenzung zwischen zwei Seiten. Kein Schwarz gegen Weiß. Kein Ich gegen Dich.

Meist hilft es, wenn alle Perspektiven unter einem zentralen Thema stehen. Ein berühmtes Beispiel: Game of Thrones. Auch wenn in dieser Reihe so viele verschiedene Geschichten erzählt werden, dreht es sich doch immer um die zentrale Frage: „Wer wird am Ende auf dem Thron sitzen? Werden die weißen Wanderer besiegt?“

Vorteile:

  • ermöglicht einen großen Cast
  • ein Thema kann in den unterschiedlichsten Facetten beleuchtet werden
  • es sind mehr als nur zwei Seiten möglich
  • kann viele verschiedene Eindrücke auf die Welt bieten

Nachteile:

  • Gefahr von Headhopping (=scheinbar zufälliges Herumspringen von Perspektive zu Perspektive ohne sichtbare Umbrüche)
  • Jede Perspektive sollte authentisch und einzigartig sein
  • Der Leser muss hinterherkommen können. Sprich: Er muss zwischen den verschiedenen Stimmen unterscheiden können. Außerdem sollten es nicht so viele Sein, dass er den Überblick verliert. Diese Balance zu finden, erfordet Überlegung und Fingerspitzengefühl
  • Wähle nur Stimmen, die wirklich relevant für die Story sind

Anwendung: Meist in Geschichten mit vielen wichtigen Charakteren, z.B. Fantasy und Science Fiction

Wie wählst du die richtige(n) Perspektive(n)

Wie bereits erwähnt hat jede Art des Erzählens seine Vor- und Nachteile. Daher ist es essentiell, dass du deine Geschichte gut kennst. Meist ergibt sich daraus schon instinktiv die passende Erzählperspektive für dich.

Wenn du dir dennoch unsicher sein solltest, hier ein paar Tipps:

  • Notiere dir die Entwicklungsbögen aller wichtigen Charaktere deiner Story. Wer macht die größten Veränderungen durch? Wer trägt das größte Risiko? Das sind wahrscheinlich die Leute, aus deren Perspektive du die Geschcihte schreiben solltest.
  • Wie groß ist dein handelnder Cast? Je großer er ist, desto mehr Perspektiven solltest du wahrscheinlich einbeziehen.
  • Wähle pro Handlungsstrang oder -Ort maximal zwei Perspektiven.
  • Jeder Erzähler sollte etwas zu gewinnen und/oder zu verlieren haben.

Kennst du jemanden, der von diesen Tipps profitieren könnte? Dann zeigt ihm oder ihr doch gerne diesen Artikel oder teile ihn!

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