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Gemeinsam ein Buch schreiben – Ein Erfahrungsbericht

Dies ist ein Beitrag von Autor:Unbekannt-Co-Autorin Ana Milena.

„Deine Idee ist nicht logisch“ – Ein Satz, den ich so oder so ähnlich in den letzten Monaten viel zu oft gehört habe. Aber ist das ein Grund nicht zusammen mit einer Freundin ein Buch zu schreiben? – Nein!

Wie wir dazu gekommen sind, habe ich euch bereits in meinem Bericht „Erfolgreich durch den NaNoWriMo“ erzählt. Heute will ich mehr auf die Zusammenarbeit während des gesamten Projektes eingehen. Von der Idee über die Planung bis zur Schreibphase und der aktuellen Überarbeitung.

Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass zu zweit ein Buch schreiben bedeutet, dass man gemeinsam vor einem Computer sitzt und die Abschnitte beim Schreiben diskutiert. Am besten mit ganz viel Kaffee.

Aber das war, bevor es vernünftige Internetverbindungen, Telefonflats und vor allem die Cloud gab. Tatsächlich wohnen wir über 600 km voneinander entfernt und haben uns in dem gesamten Projektverlauf zwei Mal gesehen. Und das in unserer Planungsphase.

Hier kann ich ja schon einmal erwähnen, dass wir eine Cloud benutzen, um unser Projekt zu organisieren, strukturieren und auch zu überarbeiten. Geschrieben haben wir „offline“ und es nach Abschluss des Schreibtages hochgeladen.

Die Planung

Zu zweit zu schreiben hat Vor- und Nachteile.

Gerade weil es für uns beide das erste Projekt war, dass wir uns für einen NaNoWriMo vorgenommen haben, war gerade die gegenseitige Motivation und Unterstützung sehr wichtig und hilfreich.

Aber auch bei der Ideenfindung und dem Worldbuilding haben wir davon profitiert, dass wir beide sehr viele unterschiedliche Ideen hatten. Unser Whatsapp-Verlauf wurde schon bald zu unserem Notizbuch, wo wir alles sammelten, was uns in den Sinn kam und irgendwie passen konnte.

Einmal die Woche haben wir telefoniert und sind diese Ideen durchgegangen und haben darüber diskutiert. Wenn du alleine an einem Buch arbeitest, kann dir niemand sagen, dass deine Idee unlogisch oder unpassend ist.

Du kannst frei entscheiden, was du machst und vor allem was deine Charaktere durchleben. Zu zweit geht das nicht. Wir haben jede Idee auseinander genommen und geschaut, ob und wie wir sie einbringen können.

Einmal wurde ich sogar aufgefordert einen Elevator-Pitch zu halten, um mit meiner Idee zu überzeugen. Leider kann ich euch nicht verraten, um was es geht, aber so viel: Sie hat es ins Buch geschafft.

Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, aber wenn ich eine Idee habe, stehe ich immer vor dem Berg Planungsarbeit und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, weil mir das Schreiben so viel mehr Spaß macht. Oft verliere ich da wieder die Motivation.

Zu zweit ist es mir viel einfacher gefallen zu planen und mich mit jedem Tag ein bisschen mehr auf die Schreibphase gefreut. Und zu zweit macht die Planungsphase Spaß. Wir haben dabei und auch im weiteren Projektverlauf immer auch viel gelacht.

Wir haben früh geklärt, wie unser Projekt aussehen soll. Insbesondere aus welcher Sicht wann geschrieben wurde. Da wir uns jeder einen Hauptcharakter ausgedacht haben, haben wir uns entschlossen die erste Hälfte aus der Sicht des einen, die zweite Hälfte aus der Sicht des anderen Charakters zu schreiben.

Zu viele Sichtwechsel erschienen uns unpassend und wir hatten ja den Plan gleichzeitig im November zu schreiben. Da waren geschlossene Abschnitte naheliegend. Im Nachhinein betrachtet, fanden wir es nicht so sinnig gleichzeitig zu schreiben, da wir inhaltlich viel anpassen müssen.

Beim Schreiben der zweiten Hälfte haben mir einfach viele Infos aus der ersten Hälfte gefehlt. Die werden in der Überarbeitung aktuell eingearbeitet. Für Band 2 haben wir uns bereits eine andere Strategie überlegt.

Die Schreibphase

Beim Schreiben haben wir noch etwas faszinierendes festgestellt. Wer den Beitrag zu Plotter oder Pantser gelesen hat, weiß, dass man nicht alles bis ins kleinste Detail planen kann.

In der Planungsphase waren wir uns da auch sehr einig. Wir haben für die Charaktere, die Welt und den Plot die Rahmenbedingungen geschaffen. Damit ließ es sich für uns beide auch gut arbeiten.

In der Schreibphase hingegen haben wir unterschiedliche Ansätze gehabt. Meine Freundin war eher ein Pantser, sie hat einfach losgelegt und geschrieben. Wenn sie denn geschrieben hat. Ich hingegen musste immer in Stichpunkten die einzelnen Abschnitte und Kapitel planen und mich beim Schreiben daran entlang hangeln. Da bin ich eher ein Plotter.

Wenn sie denn geschrieben hat.

Ich habe es ja schon angedeutet: Nicht nur was die Planung in der Schreibphase angeht, haben sich unsere Vorgehensweisen unterschieden, sondern auch die Häufigkeit, mit der wir geschrieben haben.

Ich habe den NaNoWriMo zum Anlass genommen, um jeden Tag zu schreiben. Meine Freundin hat an deutlich weniger Tagen geschrieben, dafür aber hat sie an einem Tag dann auch mal so ungefähr 7.139 Worte geschrieben und hat das wieder aufgeholt.

Meine Methode: Jeden Tag ein bisschen
Methode meiner Freundin: An weniger Tagen mehr schreiben

Das kannst du auch in der Grafik sehen, wie unterschiedlich das aussah. Ich war meist zwischen 1.000 und 2.000 Wörtern. Meine Freundin hat wenige, aber sehr extreme Ausschläge.

Am Ende der Schreibphase, als wir die Rohfassung beendet hatten, war es jedoch für uns egal, wie wir dieses Ziel erreicht haben. Die Freude, dass wir das wirklich geschafft hatten, war riesig. Und wir haben gelernt, dass wir beim nächsten Projekt, sprich Band 2, zwar anders vorgehen werden, aber dennoch wieder eine relative kurze Schreibphase einplanen wollen.

Die Überarbeitung

Nach dem Ende der Rohfassung haben wir bewusst ungefähr zehn Tage eine Pause gemacht und die Rohfassung beiseite gelegt. Es war ein wenig komisch nicht mehr täglich über Glyaek zu schreiben oder zu diskutieren.

Für die Überarbeitung war das auch notwendig etwas Abstand zu bekommen. Beim erneuten Lesen habe ich über mich manchmal nur den Kopf schütteln können, weil ich mit einem Tunnelblick geschrieben habe oder manche Aspekte unserer Welt einfach nicht beachtet habe.

Im Dezember habe ich die meisten Telefonstunden vermutlich mit meiner Freundin erreicht. Wir hatten fünfzehn Kapitel durchzuarbeiten und haben im Schnitt doch meist eineinhalb Stunden gebraucht. Auch hier gab es wieder fleißig Diskussionen, die ich doch zumeist verloren habe (leider).

Wir haben alle Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge in Form von Kommentaren festgehalten, um sie später einarbeiten zu können.  Der Lieblingskommentar meiner Freundin ist vermutlich „Deine Amber, nicht meine Amber“, wenn sie den Ausdruck ihres Charakters in meiner Hälfte des Buches bemängelt hat. Oder aber auch: „Du hast es mit den Augen, oder?“

Aber viele Kommentare waren auch sehr witzig, entweder wenn wir einen der Charaktere angefeuert haben oder festgestellt haben, was für ein Idiot einer von ihnen ist. Manchmal haben sich in den Kapiteln sogar Kommentare aus der Sicht des Charakters versteckt. Das hat die doch manchmal sehr anstrengende Arbeit gut aufgelockert.

Aktuell arbeite ich am letzten Kapitel und füge die Änderungen ein. Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass die Änderungen die Geschichte deutlich verbessern und alle Diskussionen die Mühe wert waren.

Um ein solches Projekt durchführen zu können, ist vor allem eines wichtig: Vertrauen, denn du kannst eine Hälfte des Projektes nur sehr bedingt beeinflussen.

Es gibt auch Phasen, in denen es mal nicht so läuft, weil es neben dem Schreibprojekt noch andere Verpflichtungen gibt. Bei uns sind es das Studium, die Abschlussarbeit oder das Praktikum. Da kann es vorkommen, dass in der Überarbeitung auch mal ein Kapitel eine Woche liegen bleibt.

Hier darf man nicht an dem anderen zweifeln, sondern muss darauf vertrauen, dass es weiter gehen wird. Am besten einfach mal ein paar motivierende Worte schicken oder nach dem Befinden fragen. Das lässt sich schnell mal einbauen, wenn ihr telefoniert oder Ideen austauscht oder einfach über den Alltag redet.

Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten noch viel Arbeit in das Projekt investieren müssen, wenn wir unser übergeordnetes Ziel erreichen wollen: Die Veröffentlichung.

Das wird sicherlich noch anstrengend, es wird Flauten geben und wir werden fleißig diskutieren, aber wenn ihr mich jetzt fragen würdet, ob ich es noch mal machen würde: Ja, auf jeden Fall! Es ist mir eine Ehre dieses Projekt zu zweit durchzuführen und zu meistern.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Marit

    Vielen Dank für diesen Beitrag.
    Ich finde es sehr spannend, zu wissen, wie man zu zweit arbeitet und wie welche Methode (beim NaNoWriMo) funktioniert hat.
    Mir war vorher nicht bewusst wie viel Zeit man wirklich braucht und auch nicht, wie man das mit dem Schreiben machen sollte. Die Idee, das jeder einen „Charakter“ hatte, welchen er begleitet hat, finde ich sehr schön. Man lernt zwar auch den anderen kennen, kann seinen Charakter allerdings auch ausarbeiten und die meiste Zeit mit ihm verbringen, so dass man sich keine Gedanken um den anderen Charakter machen muss.
    Danke, dass Sie diesen Beitrag veröffentlicht haben.

    1. Ana Milena

      Hi,

      Es freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat.
      Ja, tatsächlich war mir bewusst, dass es viel Arbeit ist, aber nie wie viel es wirklich ist.
      Das ist richtig, wobei ich mir auch viele Gedanken zu dem zweiten Hauptcharakter machen musste, da ich ihn ja genauso geschrieben habe wie mein eigenen. Aber es war sehr angenehm einfach mal zu fragen: „Wie reagiert die Person auf die Action?“
      Gerade bei dem ersten Projekt kann ein Schreibbuddy eine echte Hilfe sein.

      Liebe Grüße,

      Ana Milena

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