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Eine neue Buchidee entwickeln – Von der groben Idee zur fertigen Outline

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Heute zeige ich dir meinen Prozess zur Entwicklung und Ausarbeitung einer neuen Idee. Ganz egal, ob du gerade nur ein paar Bilder, ein vages Gefühl oder sogar schon ganze Szenen im Kopf hast, diese Liste wird dir dabei helfen, aus deiner Idee eine vollwertige Outline zu schaffen.

1. Protagonisten ausarbeiten

Bevor du dich um irgendwelche Handlungen kümmern kannst, muss du erst einmal wissen, um wen sich dein buch eigentlich dreht. Denn ohne Protagonist keine Story.

Für den Anfang reicht es erstmal, wenn du die allgemeinen Eckdaten deines Protagonisten kennst, also Geschlecht und Alter, sowie diese drei essentiellen Fragen beantworten kannst:

  • Wovor fürchtet sich dein Protagonist am meisten? (Sei spezifisch. Angst vor dem Tod haben wir fast alle)
  • Was wünscht er sich am meisten? Was treibt ihn an? (Auch hier: Sei spezifisch. Wir wollen alle glücklich sein, doch wie definiert dein Protagonist Glück?)
  • Was hält er für wahr, das tatsächlich gar nicht wahr ist? Was ist sein Irrglauben?

Diese Drei Dinge sollten einander bedingen und miteinander in Konflikt stehen. Nur so erfüllen sie ihren eigentlichen Zweck. Denn aus diesen drei Fragen ergibt sich das Thema deiner Geschichte. Wenn du dein Thema bereits vorher kennst, macht dir das diesen Schritt einfacher.

Falls nicht, hier ein Beispiel, wie du die Angst, den Wunsch und den Irrglauben deines Protagonisten wirkungsvoll aufeinander ausrichten kannst:

Josh ist ein schlauer Junge, der die Welt bereisen und etwas aus sich machen möchte. Er will Pilot werden (Wunsch). Nur so, glaubt er, kann er seine Familie und ganz besonders seine Freundin stolz machen (Irrglaube). Da gibt es nur ein Problem: Josh hat Höhenangst.

2. Thema festlegen

Das Thema steht im engen Zusammenhang mit den essentiellen 3 Elementen des Chrakters deines Protagonisten (Angst, Wunsch, Irrglaube) und kann entweder als Grundlage dafür dienen oder als logische Schlussfolgerung daraus.

Bleiben wir beim Beispiel von Josh: Es gibt viele Möglichkeiten sich hier für ein Thema zu entscheiden. So könnte es beispielswise lauten: Überwinde deine Angst. Doch mir gefällt an dieser Stelle ein anderes Thema besser, da es viel tiefgreifender ist und eher auf unsere heutige Gesellschaft anwendbar:

Du musst dich nicht verbiegen, um geliebt zu werden. Und jeder, der etwas anderes von dir erwartet, ist dich nicht wert.

Dieses Thema ist das praktische Gegenteil von Joshs Irrglauben und deshalb umso eindrucksvoller. Zudem ist es genau die Lektion, die er während der Geschichte lernen muss und während des Aha-Moments am Ende des Buches erkennt.

Wie du siehst, bietet dir einThema für dein nicht nur einen effektiven, roten Faden, den du während des Plottens für dich nutzen kannst, sondern hilft dir auch dabei, Sinn zu stiften und dem Leser einen Mehrwert zu bieten. Jedes gute Buch lehrt uns etwas. Damit auch dein Buch gut wird, braucht es diese Lektion.

3. Ort und Zeit festlegen

Selbst wenn dein Buch in unserer heutigen Zeit und Welt spielen soll, musst du einige Entscheidungen bezüglich des Settings treffen. In welchem Land, welcher Stadt befinden sich die Charaktere? Zu welcher Jahreszeit beginnt die Handlung? Umfasst dein Buch einen Zeitraum von einer Woche oder einem Jahr? Vielleicht sogar mehreren Jahren?

Das ist insbesondere dann wichtig, wenn du Fantasy, SciFi, Historisches oder Dystopie schreibst. Denn das Setting deiner Geschichte hat z.T. großen Einfluss auf dein Genre.

Bei den oben genannten Genren musst du mehr Zeit in Recherche und/oder Worldbuilding investieren, um Ort und Zeit auf das Gefühl abzustimmen, das du in deinem Buch erzeugen willst. Setting und Story ergenzen einander im besten Fall perfekt.

Du musst nicht sofort ganze Magiesysteme aus dem Boden stampfen, wenn du gerade erst beginnst, die Idee für deine Geschichte zu entwickeln. Das ergibt sich mit der Zeit. Doch allein die Entscheidung, ob dein Buch in unserer heutigen Welt spielen soll, legt einen wichtigen Grundstein für dein Buch.

So sollte Joshs Geschichte definitiv in einer modernen Zeit spielen, in der Flugzeuge bereits existieren und Piloten gute Jobchancen haben. Das Amerika der 50er/60er Jahre wäre dafür ein gutes Setting. Auch unsere heutige Zeit würde prima funktionieren.

4. Externen Konflikt definieren

Der externe Konflikt ist das, was allgemeinhin als Plot verstanden wird. Es sind die Ereignisse, die dem Protagonisten passieren, ihn aus seiner Komfortzone zwingen und das Abenteuer starten.

Auch das ist wieder stark Genre-abhängig. So ist der externe Konflikt in einem Thriller stärker ausgeprägt als in einer RomCom, welche oftmals vom internen Konflikt der Protagonisten lebt.

An dieser Stelle reicht es zunächst zu definieren, in welche Richtung der Konflikt gehen soll. Wird ein Mord aufgedeckt oder begibt sich der Held auf ein Abenteuer in weit entfernte Länder? Vielleicht behandelt dein Buch auch einen Krieg oder das Zerbröckeln einer Ehe (was auch ein bisschen wie ein Krieg ist).

Wichtig hierbei ist, dass der äußere Konflikt den inneren Konflikt des Protagonisten komplementiert.

Für im Beispiel von Josh würde in diesem Fall nur eines Sinn machen: Sein äußerer Konflikt sollte seinen Versuch umfassen, Pilot zu werden — also von seiner Ausbildung handeln und davon, wie ihm seine Höhenangst immer wieder ein bei stellt.

Wenig Sinn würde es machen, für Josh einen externen Konflikt zu wählen, der überhaupt nichts mit seinem Wunsch, Pilot zu werden, zu tun hätte.

5. Wichtigste Plotpunkte erarbeiten

Hast der erstmal den groben Kontext deines externen Konfliktes festgelegt, ist es nun an der Zeit, diese Premisse weiter auszuarbeiten, indem du wie wichtigsten Plotpunkte und -twists festlegst.

Eine gute Orientierung dazu bietet dir die 3-Akt-Sturktur, auf deren wichtigste Punkte ich in diesem Artikel genauer eingehe.

Im aller mindesten solltest du jedoch diese 4 essentiellen Punkte kennen, bevor du anfängst zu schreiben. Ja, auch wenn du ein Pantser bist. Denn diese 4 Punkte geben dir die benötigte Orientierung, um so etwas wie das saggy-middle-syndrome (Die nervige „Was zur Hölle passiert zwischen Anfang und Ende“-Phase) zu vermeiden.

  • Inciting Incident: Der auslösende Moment, der den äußeren Konflikt deines Buches anstößt und die ganze Geschichte ins Rollen bringt.
  • Midpoint: Der mittelste Punkt deiner Geschichte. Hier treffen die gegnerischen Parteien erstmals direkt aufeinander oder ein Plottwist verändert alles.
  • Aha-Moment: Der Protagonist erkennt seinen Irrglauben und lernt seine Lektion. Erst das gibt ihm genug Kraft und das richtige Mindset, um sich dem Klimax zu stellen.
  • Klimax: Der Höhepunkt am Ende deines Buches löst den externen Konflikt.

6. Lücken füllen

Nun, da du die essentiellsten Plotpunkte für dein Buch festgelegt hast, kannst du dich daran machen zu plotten und die Lücken zu füllen.

Dies ist der mit Abstand umfangreichste und zeitintensivste Schritt beim Planen eines Buches, denn oftmals findet man mehr Lücken, je länger man sich mit der Geschichte, den Charakteren und der Welt auseinandersetzt.

Nun ist es an der Zeit, Nebencharaktere zu erschaffen und lebendig werden zu lassen, die Backstory deines Protagonisten zu schreiben, die Schritte zwischen den einzelnen Plotpunkten festzulegen, Worldbuilding-Fragen zu beantworten und Subplots zu erschaffen, die deiner Geschichte zusätzliche Tiefe geben.

Frage dich dabei möglichst oft „Warum?“ Warum ist das so und nicht anders? Warum hat mein Protagonist diese Angst/diesen Wunsch/diesen Irrglauben? Warum mögen diese beiden Figuren einander nicht? Was ist zwischen ihnen passiert und warum?

Manche dieser Fragen wirst du nicht sofort beantworten können, doch das ist nicht schlimm. Beantworte erstmal nur die, die dir leicht fallen. Auf diese Weise erschaffst du zunehmend mehr Kontext für deine Welt, aus dem heraus du später auch die schweren Fragen mit Leichtigkeit beantworten kannst.

Manchmal hilft es auch, erstma nur die wichtigsten Fragen niederzuschreiben. Jede Antwort wirft wahrscheinlich 3 neue Fragen auf und ehe du dich versiehst, ist aus deiner einfachen, zweidimensionalen Idee eine komplexe 3D-Welt entstanden.

Und tadaa! Deine Outline ist fertig.

Fehlt dir dennoch die Inspiration, so hilft es Genrekonventionen zu googlen (gib dafür soetwas ein wie: „Charakteristiken für Dystopien“, „romance writing promps“ oder „Fantasy Subgenre“) oder Pinterest-Boards für dein Projekt zu erstellen. Auch Recherche allgemein kann dir dabei helfen, neue Ideen zu entwickeln, die auf dem Wissen aufbauen, das du dir neu angeeignet hast.

Suchst du Inspiration zum Thema Worldbuilding, so kann dir dieses Template vielleicht weiterhelfen. Es bietet dir viele Fragen und Anreize zur Erschaffung einer komplexen, multidimensionalen Welt.

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