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Fillerkapitel und wie du sie vermeidest

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Nichts ist schlimmer, als ein Buch zu lesen, dessen Story eigentlich spannend klingt, das in der Umsetzung jedoch das genaue Gegenteil erreicht — jedes Kapitel scheint sich zu ziehen. Irgendwie schafft es der Autor nicht, die Aufmerksamkeit der Leser zu halten und das Geschehen aufregend werden zu lassen.

Warum?

Oftmals entsteht ein solches Problem, wenn ein Autor zu viele „unnütze“ Kapitel und/oder Szenen nutzt — auch Fillerkapitel genannt. Das macht er nicht bewusst, immerhin will niemand absichtlich ein langweiliges Buch schreiben. Doch es passiert dennoch so oft.

Darum zeige ich dir in diesem Beitrag, wie du Fillerkapitel erkennst und wie du sie vermeidest, indem du diese 3 Zutaten für spannende Kapitel nutzt.

Fillerkapitel erkennen

Was genau sind eigentlich Fillerkapitel?

Im Grunde eigentlich nur Kapitel, die dein Buch aufblähen. Dabei beanspruchen sie mehr Worte, als die darin enthalten Informationen eigentlich wert sind. Sie sind das Ergebnis, wenn ein Autor „Show, don’t tell“ überansprucht.

Ein gutes Beispiel dafür: Einer deiner Charaktere geht von A nach B und erledigt zwischedurch noch eine kleine Sache, die später relevant wird. Du kannst nun beschreiben, wie er durch die Straßen läuft, welche Häuser und Sehenswürdigkeiten er passiert. Du kannst beschreiben, wie der Blumenladen, in dem er die Rosen für seine Freundin kauft, von innen aussieht und was der Kassierer gesagt hat.

Alle gute, bildliche Beschreibung, die das „Show, don’t tell“-Prinzip erfüllt. Nichts falsch daran. Das einzige Problem: Nichts davon ist wirklich relevant. Sicher, man erhält einen besseren Einblick in die Architektur und vielleicht denkt deine Figur auch über ein paar Dinge nach, während er läuft, was dem Leser Einblick in seine Gedankenwelt und Persönlichkeit gewährt. Und er kauft die Blumen, klar.

Aber brauchst du für diese doch eher nebensächlichen Infos wirklich 2000 Wörter? Oder mehr? Ist es das wert, gezeigt zu werden?

Oder wäre es an dieser Stelle nicht doch besser, einfach zu sagen: „Auf seinem Weg nach Hause hielt er beim Blumenladen an und besorgte seiner Freundin Lisa zur Widergutmachung einen Strauß Rosen.“

Dieser Satz liefert alle nötigen Informationen schnell und präzise. Er fällt auch in die Kategorie „Tell“.

Fillerkapitel sind demzufolge meist Kapitel, in denen zu viel gezeigt („Show“) wird, was eigentlich nur kurz erwähnt werden müsste („Tell“).

Manchmal gibt es jedoch auch Fillerkapitel, die nicht durch ein Tell ersetzt, sondern komplett gestrichen werden sollten. Diese Kapitel tragen durch nichts zur Story bei, nehmen nur Platz ein und wiederholen sich im schlimmsten Fall. Typische Beispiele für solche Kapitel/Szenen sind Beschreibungen des Alltags der Charaktere. Wie sie früh aufstehen, sich frühstück machen, im Spiegel betrachten…

Danke, aber Nein, Danke. Es reicht mir für gewöhnlich, meinen eigenen Alltag zu ertragen. Wenn ich lese, möchte ich etwas spannenderes erleben.

Wie du das Problem beheben kannst? Nutze in jedem Kapitel MINDESTENS zwei der folgenden Zutaten – am besten jedoch alle Drei.

Die 3 magischen Zutaten für spannendere Kapitel

Das Problem mit Fillerkapiteln ist – wie wir eben schon festgestellt haben – das sie zu bedeutungslos sind. Die Lösung für dieses Problem liegt daher auf der Hand: Geben wir diesen Kapiteln Bedeutung.

Ein Ereignis, das den Plot vorantreibt

Jedes Kapitel sollte die Geschichte in irgendeiner Weise vorantreiben. Am einfachsten erreicht man dies durch eine Veränderung in den äußeren Umständen. Etwas passiert, das den Protagonisten aus der Bahn wirft.

Dieses Ereignis kann groß sein wie eine expodierende ombe oder die Rückkehr eines verloren geglaubten Familienmitgliedes.

Oder es kann klein sein, wie der Fund eines alten Briefes oder das Setzen einer Deadline.

Egal wie klein oder groß, die einfachste Art sicherzustellen, dass dein Kapitel Bedeutung bekommt, ist es, ein Event hinzuzufügen, das den Plot voranbringt.

Ein Ereignis, das etwas im Protagonisten verändert und seine Arc vorantreibt

Das Vorantreiben der Character Arc (also des inneren Wachstums des Protagonisten im Verlauf der Story) ist ebenso wichtig wie das Fortschreiten des Plots, erfordert jedoch etwas mehr Nuance und Fingerspitzengefühl.

Die Gefühlswelt des Protagonisten kann natürlich ebenfalls durch ein externes Event beeinflusst werden, doch das ist keine Voraussetzung.

Auch ein kurzer Spaziergang kann spannend sein, wenn sich in der Zeit etwas bedeutendes für den Protagonisten verändert. Vielleicht trifft er eine wichtige Entscheidung, die er lange aufgeschoben hat oder gesteht sich selbst ein, dass er bestimmte Gefühle hegt – sei es Angst vor zukünftigen Ereignissen oder Liebe für den Love Interest.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du es richtig machst, hier ein kleiner Tipp: Die Stimmung der Figur sollte sich im Verlauf der Szene ändern. War der Protagonist zu Beginn der Szene glücklich, sollte irgendetwas seine gute Laune trüben. War er zu beginn wütend, verlässt er die Szene traurig.

Indem du die Emotionen deines Protagonisten auf diese Weise nutzt und veränderst, stellst du sicher, dass auch die Leser etwas fühlen.

(Schließlich braucht eine fesselnde Geschichte nicht immer nur explodierende Autos. Manchmal ist es faszinierender zu beobachten, wie ein starker Mann weint)

Die Freude des Autors

Kennst du das, wenn du das Schreiben ewig aufschiebst, weil du einfach keine Lust hast, weiterzuschreiben? Oder wenn du weiterschreibst, doch das Schreiben eine langsame Qual ist?

Wenn ja, dann machst du etwas falsch.

Denn wenn du dich selbst nicht für das begeistern kannst, was als nächstes kommt, wie sollen es dann deine Leser? Wie sollen deine Leser eine Szene toll finden, die du einfach nur hinter dich bringen wolltest?

Gar nicht.

Dieses Gefühl ist eines der besten Indikatoren dafür, dass die besagte Szene nur Filler ist.

Mein Tipp daher: Wenn du dich auf ein Kapitel nicht freuen kannst, dann streiche es oder überarbeite es, bis du es kannst.

Das erreichst du am einfachsten, indem du vor dem Schreiben des eigentlichen Kapitels eine kleine Zusammenfassung dessen erstellst, was auf den nächsten Seiten geschehen soll. Das hilft dir nicht nur dabei, sicherzustellen, dass Plot und Character Arc in Bewegung bleiben, sondern auch dabei, Vorfreude zu entwickeln.

Und das ist der vielleicht wichtigste Aspekt.

Aus diesem Grund betrachtet ich es mittlerweile als Voraussetzung – als Grundzutat – für gute, fesselnde Kapitel. Wenn ich mich nicht darauf freuen kann, schreibe ich es nicht.

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