Du willst wissen, wie du dein erstes Buch endlich aus deinem Kopf und auf Papier kriegst? Hier sind meine besten Tipps aus 8 Jahren Schreiberfahrung:
Kenne dein Buch
1) Wähle die Idee, die dich am meisten packt
Wer schon länger mit der Idee spielt, Bücher zu schreiben, hat entweder diese eine Buchidee, die ihn schon länger begleitet oder besitzt einen Haufen von Inspirationsschnipseln, die aber noch nicht so recht zusammenpassen.
Trifft Ersteres auf dich zu: Wunderbar. Du weißt bereits, worüber du schreiben willst.
Ist Zweiteres der Fall, dann lasse dich unbedingt von deinem Herzen leiten. Welche Idee lässt dich einfach nicht los? Worum kreisen deine Gedanken am meisten? Welches Thema ist dir besonders wichtig?
Nur, wenn du wirklich für eine Idee brennst, sie dich begeistert und verfolgt, wirst du auch das Durchhaltevermögen besitzen, sie zu vollenden.
2) Fasse dein Buch in einem Satz zusammen
Wenn du erstmal eine Idee hast, musst du sie weiter ausbauen und konkretisieren. Um sicherzustellen, dass du wirklich weißt, worum es geht, versuche deine Idee in einem Satz zusammenzufassen. Dieser Satz sollte das grundlegendste Thema, den roten Faden, den Hauptkonflikt deines Buches erfassen.
Dieser sogenannte Elevator-Pitch könnte beispielsweise so aussehen:
Nach dem Mord des Königspaars wird ein Tunier ausgerufen, denden neuen Regenten bestimmen soll.
Nach einer wilden Nacht mit einem Fremden wacht Selma in einer magischen, vom Krieg gebeutelten Welt auf — und plötzlich ist es an ihr zu entscheiden, welche Seite gewinnt.
Ein mittelloses Mädchen nutzt ihren Intellekt, um einen einsamen Gangsterboss zu verführen und Stück für Stück seine Position im Machtgefüge zu übernehmen.
Sag mir gern in den Kommentaren, wie du diese Pitches fandest. Sie alle sind von Büchern, die ich geschrieben habe 😉
3) Kenne das Ende, bevor du beginnst
Egal, ob du Plotter (Planer) oder Pantser (Einfach-drauf-los-Schreiber) bist; bevor du losstürmst, solltest du wissen, wohin du gehst. Ich finde nichts schlimmer, als Geschichten, die sich in nicht enden wollendes, triviales Drama verstricken, weil der Autor nicht weiß, wann Schluss ist.
Das Ende deines Buches schon zu Beginn zu kennen, kann dieses Dilemma nicht nur vermeiden, sondern hilft dir zudem zufriedenstellende Arcs und Storybögen zu erstellen, sodass alle Geschehnisse miteinander verbunden sind und das große Ganze Sinn ergibt.
4) Entwickle deine Charaktere
Ein guter Protagonist kann ein ganzes Buch füllen und selbst ohne Explosionen und Autorennen die Leser fesseln. Darum ist es so wichtig, den inneren Konflikt deines Protagonisten zu kennen und ihm Kontrastfiguren an die Seite zu stellen, die das Thema seiner Character Arc untermauern.
Auch ein moralisch grauer Antagonist kann viel zur Story beitragen, doch ist nicht in jedem Fall erforderlich.
5) Konflikt und Emotionen auf jeder Seite
Konflikte sind das, was deine Story vorantreibt. Deshalb sollten sie überall zu finden sein, unterschwellig im Protagonisten und zwischen Figuren oder in direkter Konfrontation mit dem Problem.
Ein guter Indikator dafür, dass es deinem Buch oder einer Szene an Konflikten fehlt, ist, wenn du dich selbst beim Schreiben langweilst oder eine Szene vor dir herschiebst, weil du sie nicht schreiben willst aber „musst“.
Die Chancen stehen gut, dass wenn du dich langweilst, sich auch der Leser langweilen wird.
6) Nutze, was funktioniert
Du musst das Rad nicht neu erfinden, um eine originelle Geschichte zu schreiben. Nutze, was sich bewehrt hat. Dies gilt vor allem für die Strukturen von Geschichten und Büchern. Studiere diese, um auch deinem Buch mehr Standfestigkeit zu verleihen.
Ein guter Ansatz dafür ist die 3-Akt-Struktur, sowie die davon abgeleitete 3-9-27-Plotmethode.
7) Gestalte eine Buchbibel
Die Gundidee einer Buchbibel besteht darin, alle wichtigen Informationen über deine Geschichte, die Charaktere und die Welt an einem Ort zu sammeln, sodass du jederzeit schnell nachschlagen kannst, wenn dir ein Detail entfällt (wie beispielsweise die Augenfarbe dieses einen Nebencharakters oder der Name des Lieblingscafés deines Protagonisten) schnell nachschlagen kannst.
Das kann dir beim Schreiben wertvolle Zeit und Nerven sparen und hilft dir, in der Vorbereitung gründlich zu sein.
Mehr über die Erstellung einer Buchbibel erfährst du in diesem Artikel.
Schreib das Buch
8) Fang einfach an
Zu viele Schreibanfänger glauben, dass sie erst alle Regeln des Schreibhandwerks kennen und beherrschen müssen, bevor sie ihr Buch schreiben können.
Das ist falsch.
Die Wahrheit ist: Du wirst nie alles wissen. Schreiben ist eine Kunst. Und wie jede Kunstart kann sie zwar erlernt, doch ohne Übung niemals ausgeübt oder verstanden werden.
Daher solltest du keine Angst davor haben, einfach anzufangen, auch wenn du im Moment noch keine Ahnung hast, was du eigentlich tust.
Keiner weiß das. Selbst Profis halten ihre Werke phasenweise für absoluten *****ßdreck.
Also fang einfach an. Der Rest ergibt sich dann von selbst.
9) Divide and Conquer – Setz dir kleine Ziele
Die Aussicht, ein ganzes Buch zu schreiben, kann ganz schön erschreckend sein. Besonders wenn man anfängt darüber nachzudenken, wie viele Wörte und Seiten und Wochen und Monate noch vor einem liegen.
Daher ist es sinnvoll, dir dein Buch in kleine Happen zu teilen und diese etappenweise anzugehen. Setze dir kleine Ziele, insbesondere dann, wenn du gerade erst mit dem Schreiben anfängst.
So kannst du dir beispielsweise vornehmen, in einer Woche eine bestimmte Anzahl von Worten zu schreiben (ausgehend davon, wie viel Zeit zum Schreiben du in dieser Woche haben wirst).
Oder du nimmst dir vor, im Verlauf der nächsten 2 Tage ein Kapitel fertigzustellen.
Es bedarf ein bisschen Übung, herauszufinden, wie dein ideales Schreibpensum aussieht und welche Ziele für dich realistisch sind. Darum empfehle ich dir, im Zweifelsfall niedrigere Ziele zu setzen und auch immer damit zu rechnen, dass dir das Leben dazuwischen kommen kann. Es ist besser, seine eigenen Erwartungen spontan zu übertreffen, als sich dafür fertig zu machen, dass man sein Wochenziel aufgrund eines ungeplanten Krankheitstages nicht einhalten konnte.
10) Entwickle eine Routine
Wenn du das Schreiben längerfristig angehen willst, dann ist es essentiell, dass du es dir zur Gewohnheit machst und es in dein Leben und deinen Alltag integrierst.
Das schaffst du am Besten, indem du das Schreiben zur Routine machst. Wie du diese gestaltest, ist sehr individuell und abhängig von deinen Umständen und Vorzügen.
Trotzdem will ich hier ein paar Beispiele nennen. Schreibe…
- für 30 Minuten nach dem Aufstehen
- jeden Abend 300 Wörter
- während deiner Mittagspause
- an den Wochenenden, während die Kinder Mittagsschlaf machen
- morgens im Bus
Bleib dran

11) Geduld und Beständigkeit
Ein Buch zu schreiben ist ein Langzeitprojekt, für manche sogar eine Lebensaufgabe. Wenn es dir also ernst ist damit, musst du dich darauf einstellen, in den nächsten Monaten regelmäßig Zeit und Energie für etwas aufzubringen, dessen Erfolg nicht garantiert ist.
Es gibt viele Gründe, warum einen das demotivieren könnte. Darum solltest du dir dessen von vorn herein bewusst sein.
Das Einzige, was meiner Erfahrung nach hilft, über einen längeren Zeitraum geduldig und beständig zu bleiben und auch nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen, ist die Leidenschaft fürs Schreiben selbst und das unerschütterliche Selbstvertrauen, dass es das ist, was du tun willst.
Trenne daher deinen Wunsch nach Erfolg, sogar deinen Wunsch nach der Fertigstellung eines Buches, vom Drang zu schreiben.
Wenn du also irgendwann vor der Frage stehst, warum du dir das antust, dann ist die einzig richtige Antwort: „Weil ich es liebe.“
12) Eliminiere Ablenkungen
Du kannst nicht schreiben, wenn du in Gedanken ständig woanders bist. Daher ist es wichtig, dir eine Zone zu schaffen, in der möglichst wenige Ablenkungen existieren. Das kann ein Ort sein, wie ein aufgeräumter Schreibtisch oder eine feste Zeit, die du mit dem Schreiben verbindest.
Manche Autoren erschaffen sich mit der Zeit auch ein Ritual, das sie vor jeder Schreibsession durchführen (z.B.: Kaffee holen, Snacks bereit legen, entspannte Musik auflegen, eine Kerze anzünden und es sich gemütlich machen). Das hilft ihnen dabei, sich mental auf das Schreiben vorzubreiten und alle Gedanken in Richtung der zu schreibenden Geschichte zu lenken.
Versuche auch Vorbereitungen zu treffen, um während des Schreibens auftretende Störungen zu vermeiden/minimieren, wie störende Töne, Menschen oder Erinnerungen an all die Dinge, die man heute eigentlich noch tun müsste. Stelle dein Handy auf Lautlos, checke deine Emails vorher und schließ die Tür ab.
13) Rechne mit Veränderungen und Rückschlägen
Egal, wie gut du dein Buch, deine Routine und deine Ziele auch geplant hast, Änderungen können jederzeit auftreten. Kein Plan überlebt den Kontakt mit dem Feind.
Dein Plot wird höchstwahrscheinlich Veränderungen unterlaufen, wenn zufällige Charaktere sich in die Story einnisten oder du feststellen musst, dass einige Eregnisse nicht so stattfinden können, wie du es eingangs gedacht hattest.
Auch deine Ziele können sich verändern. Während du schreibst, wirst du deinen Prozess optimieren und besser werden. Genauso kann dir aber auch jederzeit das Leben dazwischenfunken und deine Routine durcheinanderbringen. Tatsächlich habe ich bisher viel öfter meine Ziele nicht erreicht, als dass ich Erfolg hatte.
Doch ich habe gelernt, dies als Teil der Reise zu akzeptieren. Nur weil du stellenweise langsamer vorankommst, Umwege machen oder sogar rückwärts gehen musst, heißt das nicht, dass du dein Ziel nie erreichen wirst. Und selbst wenn sich das Ziel während deiner Reise ändert, so solltest du den Weg dahin auf jeden Fall genießen können.
14) Lass es schlecht sein
Der erste Entwurf eines Buches ist immer sch**ße. Das liegt nicht an dir, sondern in der Natur der Sache.
Niemand kann erwarten, dass der Storyknoten, den du so lange in deinem Kopf mit dir herumgetragen hast, diesen Ort sofort geordnet und in sinnvoller Reihenfolge verlässt.
Der einzige Sinn des ersten Entwurfes ist es, die Geschichte greifbar zu machen.
Wie bei einem Baby. Der erste Entwurf ist die Geburt und die verläuft selten sauber und schmerzfrei. Doch wenn das Kind erstmal da ist, dann kann man es wiegen, putzen, hübsch machen und ihm beim Wachsen zusehen.
Bedeutet: Erlaube der ersten Version deines Buches schlecht zu sein. Akzeptiere das Durcheinander, den schlechten Stil, die Löcher im Plot und den fehlenden Sinn.
Am Anfang sollte dein einzige Ziel sein, die Worte zu schreiben. Ganz egal, ob sie schön sind oder nicht.
15) Vergleiche dich nur mit dir Selbst
Dein erstes Buch wird wahrscheinlich kein Bestseller. Daher solltest du nicht erwarten, dass bereits der erste Entwurf wie Goethe klingt.
Viele Profiautoren sind bereits jahrelang im Business. Sie haben die Erfahrung. Tu dir daher selbst den Gefallen und versuche dich nicht mit Autoren zu vergleichen, die auf einer ganz anderen Stufe ihrer Karriere stehen als du. Tatsächlich solltest du komplett darauf verzichten, dich mit anderen Autoren zu vergleichen. Punkt.
In der Schreibphase ist dein Fortschritt das Einzige, was zählt. Es geht darum, besser zu werden, mehr zu schreiben, vorwärts zu kommen.
Also erlaube dir, stolz auf dich zu sein, wenn heute mehr geschrieben hast als gestern. Belohne dich, wenn du deine Ziele erreichst. Feiere die Vollendung deines Buches, auch wenn du weißt, dass er erste Entwurf pures Chaos ist.
16) Verzichte auf Überarbeitungen während des Schreibens
Du weißt nie, welche Teile deines ersten Entwurfes es tatsächlich in das fertige Buch schaffen. Daher nutzt es dir wenig, ein perfektes Kapitel zu haben, wenn du es hinterher streichen musst, weil es inhaltlich nicht mehr reinpasst.
Ein weiterer Grund, warum du nicht sofort jedes Kapitel bearbeiten solltest, ist, dass dir dann all das auffällt, was vielleicht noch nicht so gut ist. Das zu sehen kann dich dazu verleiten, dein ganzes Buch plötzlich schlecht zu finden und hinzuschmeißen.
Das ist mir zu Beginn unglaublich oft passiert. Ich habe die ersten paar Kapitel meines Buches öfter neu- und umgeschrieben, als ich zählen kann. Ohne diese Unsicherheit und dieses ständige Hin und Her hätte ich in derselben Zeit sicherlich das ganze Buch fertigstellen können. Stattdessen musste ich das Projekt nach 3 Jahren schließlich aufgeben, weil es mich absolut fertig gemacht hat, nicht vorwärts zu kommen.
Im nächsten Projekt, das ich begann, verzichtete ich aufs Überarbeiten und stellte es 2019 innerhalb von 7-8 Monaten fertig.
17) Helfende Gnome gibt es nicht
Schreiben ist etwas, das du selbst tun muss. Niemand wird dir diese Aufgabe abnehmen. Wenn du es nicht tust, macht es keiner. Die Erfüllung dieses Traums liegt ganz allein in deinen Händen.
Sei dir dessen bewusst, wenn du darüber nachdenkst, das Schreiben für heute sausen zu lassen.
Was willst du mehr? Autor sein oder Fernsehen gucken?
18) Erinnere dich, warum du angefangen hast
Ich kann dir garantieren, dass du irgendwann an den Punkt kommen wirst, an dem du alles aufgeben willst, sei es deine Buchidee oder gleich das ganze Schreib-Ding.
Und wenn das passiert, dann versuche dich daran zu erinnern, was dich ursprünglich zum Schreiben gebracht hat und warum du dich in diese Geschichte und ihre Charaktere verliebt hast. Gehe zurück und lies deinen Elevator-Pitch. Wirf einen Blick in deine Buchbibel oder dein Pinterest-Moodboard. Such nach Zitaten, die zu deinen Figuren und der Stimmung deines Buches passen.
Egal, was du brauchst, um dich von neuem in dein Buch zu verlieben, nimm dir eine Pause und tu es.
19) Hab Spaß
Schreiben ist keine Wissenschaft, sondern die Kunst, Geschichten zu erzählen und andere Leute etwas fühlen zu lassen.
Wenn also nicht mal du dein Buch lieben und genießen kannst, werden es deine Leser auch nicht können.
Also hab Spaß! Lass deine kreativen Säfte fließen und erschaffe Welten, die es vorher nicht gab. Alles ist möglich, was du möglich machst.
Schreiben ist eine der zeitintensivsten Kunstformen, die es gibt.Gleichzeit ist es meiner Meinung nach aber auch die allumfänglischte. Nicht einmal Filme können die Facetten des Lebens und die Emotionen der Menschen im selben Maß einfangen, wie Bücher es können.
Und jetzt los.
Geh dein Buch schreiben 😉