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Fantasy – warum sollte ich recherchieren?

Dies ist ein Beitrag von AU-Co-Autor Steffen.

In meinem letzten Blogartikel habe ich geschrieben, dass mich die Recherche für mein Buch enorm viel Zeit gekostet hat und ich erst nach 10 Monaten angefangen habe, zu schreiben. Würde ich es heute anders machen? Ja! Bereue ich die vielen Recherchen? Keineswegs!

Natürlich haben Fantasy-Autoren den großen Vorteil, sich eine vollkommen neue Welt mit neuen Regeln ausdenken zu können. Doch nicht alles muss man sich dabei komplett neu ausdenken.

Die Recherche kann helfen, neue Storyideen zu generieren, deine Welt glaubwürdiger und realistischer zu gestalten und auch dich selbst weiterzuentwickeln. Wie du für dein Buch recherchierst und welche Quellen du dafür nutzen kannst, erfährst du in diesem Blogartikel.

Recherche als Quell neuer Ideen

Während meiner Recherchen bin ich auf zahlreiche Informationen gestoßen, durch die sich neue Ideen ergeben haben.

An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel mit dir teilen, wie ich durch Recherchen neue Storyinhalte erhalten habe.

In meinem Buch muss eine kleine Gruppe mit dem Boot in ein anderes Reich fahren. Die Zeit drängt und sie rechnen mit einer Reisezeit von etwa zwei Wochen. Die Gruppe fährt flussaufwärts, das heißt die Reise wird zusätzlich erschwert. Mit Segeln oder Rudern wäre es unmöglich in dieser Zeit diesen Weg zu bewältigen.

Ohne Recherche hätte ich dies schon nicht einschätzen können. Um die Story glaubwürdig erscheinen zu lassen, musste ich mich also mit diesem Problem beschäftigen und eine sinnvolle Lösung finden.

So bin ich letztendlich auf das Treideln gestoßen. Dabei handelt es sich um das Ziehen eines Schiffes mit Menschenkraft oder durch Zugtiere. Aufgrund dieser Information habe ich beschlossen, dass das Boot durch eine Delegation von Soldaten und Reittieren begleitet werden würde, was wiederum zu neuen Storymöglichkeiten führte.

Recherche hilft, Dinge besser zu verstehen und damit eine glaubwürdigere Welt zu erschaffen.

Spielt deine Geschichte im Vergleich zur Entwicklungsgeschichte unserer heutigen Welt vielleicht etwas früher? Dann solltest du dich damit auseinandersetzen, wie die Menschen zu jener Zeit gelebt haben.

Ist der Entwicklungsstand deiner Völker vergleichbar mit dem im alten Rom, dann recherchiere, wie die Menschen zur Zeit von Julius Cäsar gelebt haben. Welche Berufe hatten die Menschen? Was haben sie gegessen? Welche Erfindungen gab es zu jener Zeit bereits? Wie wurden Gebäude gebaut?

Die Fragen, die du dir stellen kannst, sind endlos. Hilfreich für mich ist es, sich laufend zu überlegen, in welche Richtung sich meine Story bewegen soll und welche Aspekte des Lebens dabei berührt werden. So findet man sehr schnell die relevanten Fragen zu der Welt, die man erschaffen möchte.

Im Folgenden möchte ich ein paar Themengebiete bzw. Fragestellungen mit dir teilen, zu denen ich Recherchen betrieben habe. Das sind erstmal grob gefasst:

  • Geografie, einschließlich Klima
  • Biologie der Wesen
  • Physik und Chemie, vor allem in Bezug auf magische Künste
  • Alte Kulturen, einschließlich ihrer Mythologien (sie liefern besonders viele Storyideen)
  • Entwicklung der Menschheitsgeschichte
  • Welche Erfindungen gab es zu welcher Zeit und wie kann ich deren Entdeckungen in meine Geschichte einfließen lassen?
  • relevante Berufe für die jeweilige Geschichte
  • Bildrecherche, um eine visuelle Vorstellung von Charakteren, Landschaften, Szeneideen, Architektur, etc. zu erhalten

Worldbuilding recherchieren

Eine große Rolle beim Schreiben einer Fantasy-Geschichte spielt das World Building. Du befasst dich mit den Landschaften in deiner Welt, mit den unterschiedlichen Kulturen und mit deren Zusammenleben. All diese Aspekte erfordern Recherche, um eine stimmige Welt zu erschaffen.

Mit der Geografie habe ich mich beispielsweise auseinandergesetzt, indem ich mir einige Gegenden auf der Welt herausgesucht habe und sie dann im Internet genauer studiert habe. Google Maps bzw. Earth ist hervorragend, um sich mit Landschaften zu beschäftigen.

Wo soll deine Geschichte spielen? Wie sieht die Landschaft dort aus? Berge? Seen? Flüsse? Wälder? Welche Pflanzen? Klima?

Mir hilft es sehr, diese Fragen auf dem visuellen Weg zu klären.

Ich denke mir doch völlig neue Welten aus, wozu soll ich mich mit unserer Welt auseinandersetzen?

Guter Einwand. Nichtsdestotrotz macht es Sinn, sich mit klimatischen Bedingungen auseinanderzusetzen. Wie sieht die Landschaft aus? Welche Tiere und Pflanzen leben dort bzw. können dort leben?

Recherche zur Flora ud Fauna

Ach, die Tiere und Pflanzen sind an ihre Umgebung angepasst.

Ja? In welcher Form denn? Inwiefern ist der schneeweiße Kobold perfekt an seinen Lebensraum in der weiten Savanne des Reiches Schimonien angepasst?

Es erscheint erstmal irrelevant zu sein, doch in Kapitel 3 bemerken wir, dass unser kleiner Kobold ständig Durst hat und täglich unterwegs ist. Die Konflikte, die sich dadurch ergeben, sind zum einen, dass der kleine Kobold in der Savanne so schnell kein Wasser finden wird.

Zum anderen sollte er schnell rennen können, denn die Raubtiere der Savanne benötigen mit Sicherheit nicht viel Zeit, um einen schneeweißen Kobold in der weiten Savanne zu finden.

Ist doch Klasse! Konflikte treiben die Story voran.

Das ist richtig. Doch sollten die entstandenen Konflikte auch glaubhaft und durch logische Geschehnisse entstanden sein. Ein schneeweißer Kobold mit großem Durst wird sein Leben nicht in einer weiten, trockenen Savanne verbringen.

Durch eine Quest kann er zufällig mal in eine solche Situation geraten, ohne Frage, doch seinen Lebensraum würde er wahrscheinlich eher in Wäldern, vielleicht auch eher in nördlicheren, kälteren Gefilden suchen, findest du nicht?

Bewegen wir uns mal weg von der Geografie. Was ist mit Biologie?

Nehmen wir an, unser Hauptcharakter ist ein Hybride aus dem Kopf einer Fledermaus, dem Körper eines Löwen, der zweibeinig stehen kann und den Flügeln eines Adlers. Wie groß müssen die Flügel denn nun sein, damit er wirklich fliegen kann, was wir in unserem ersten Kapitel bereits in einer spektakulären Einführung eindrucksvoll geschildert haben?

Wo lebt unser Hybrid-Wesen? Wie groß ist es? Wie schläft es? Hat es ein Bett? Wie groß ist dieses Bett und wie muss es aussehen, damit unser Hybrid-Wesen darin schlafen kann? Wie isst es? Am Tisch? Mit Besteck? Wie sieht all das aus?

All das sollten wir vor unserem inneren Auge verbildlichen und wir sollten auf all diese Fragen eine Antwort haben. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns bestimmte Buchinhalte auf eine bestimmte Art und Weise vorstellen und dabei vergessen, dies dem Leser mitzuteilen.

Hier gilt es, die Balance zu halten, zwischen dem explizit dargestellten Bild des Autors und den Inhalten, die man der Vorstellungskraft des Lesers überlässt.

Vielleicht werden wir nicht alles in unserer Geschichte unterbringen können, doch je mehr Gedanken wir uns um das Leben unserer Charaktere machen, desto realistischer werden sie für uns und damit auch für unsere Leser.

Nicht alle Fragen, die ich soeben aufgezählt habe, bedürfen einer längeren Recherche, aber zu manchen Fragen, die wir nicht mit Sicherheit beantworten können, sollten wir auf jeden Fall recherchieren.

Recherche zur Natur der Magie

Selbst wenn du ein eigenes Magiesystem entwickelst, kommst du vielleicht nicht darum herum, ein paar Informationen zu sammeln.

Magie erfordert vielleicht keine ausufernden Recherchen, denn die Magie ermöglicht es uns, diverse Gesetze, denen unsere Welt unterliegt, zu brechen.

Doch auch Magie sollte in deiner Geschichte Grenzen haben und womöglich basieren diese Grenzen auf physikalischen Gesetzen und selbst wenn die physikalischen Gesetze durchbrochen werden, solltest du dir Gedanken darum machen, warum sie gebrochen werden können.

Warum kann dein Fledermaus-Löwen-Adler-Hybride unter Wasser atmen? Verwandelt er sich in einen Fisch, sobald er unter Wasser taucht? Erzeugt er um seinen Kopf herum eine Luftblase, in der er für eine Stunde atmen kann?

Deine Leser werden sich nicht damit zufriedengeben, dass du einfach behauptest, dass der Löwe halt einfach unter Wasser atmen kann.

Du solltest zumindest mal erwähnen, dass sein Großvater ein Hecht war und sich unter seiner Mähne Kiemen verbergen. Doch Vorsicht: manche Antworten werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. Je weniger Fragen du offenlässt, was die Gestaltung deiner Welt angeht, desto glaubwürdiger und realistischer wird sich deine Welt beim Lesen anfühlen.

Recherchequellen

Es gibt diverse Fragen, die ich klären möchte, um meine Welt realistischer zu gestalten, wo soll ich Recherchieren?

Es kommt auf deine Geschichte bzw. auf deine Fragen an. Das Internet bietet unzählige Möglichkeiten sich zu den unterschiedlichsten Themen zu informieren. Bitte verwende dabei nicht nur eine Quelle, denn eine Quelle ist keine Quelle.

Wikipedia war lange Zeit – zurecht – verschrien, doch mittlerweile hat sich dies gebessert und für das schnelle Aneignen von Hintergrundwissen oder als Ansatzpunkt für deine Recherche ist Wikipedia oft ideal. Doch auch hier gilt: Beschäftige dich auch mit anderen Quellen, um die Aussagen zu verifizieren.

Im Internet findest du nahezu zu jedem Thema Foren und Wissensdatenbanken, die du zu deinen Fragen durchforsten kannst.

Natürlich gibt es auch unzählige Bücher zu den verschiedensten Themen. Zugegeben, wenn es eher um Detailinformationen für dein Buch geht, ist das Lesen von Fachbüchern eventuell etwas zu aufwendig, doch wenn sich dein Buch mit einem speziellen Thema befasst, welches viel Hintergrundwissen erfordert, ist die Lektüre von Fachbüchern aus meiner Sicht unerlässlich.

Bist du ebenfalls auf der Suche nach visueller Inspiration?

Dann empfehle ich dir allen voran Pinterest, wo du zu den unterschiedlichsten Themengebieten geeignete Pins findest. Lege dir Ordner an, in denen du Inspirationen für Charaktere, Fantasiewesen, Landschaften, Gebäude u.v.m. speicherst. Sie werden dir bei Beschreibungen in deiner Geschichte gute Dienste leisten.

Beim Thema Landschaften und Gebäude empfehle ich dir außerdem – wie oben bereits erwähnt – dich in Google Maps umzuschauen.

Auch die Bildersuche in Suchmaschinen oder die unzähligen Stockphoto-Datenbanken bieten dir eine schier unerschöpfliche Quelle an Inspirationen.

Recherche als Möglichkeit zur Weiterentwicklung

Letztendlich entwickelt die Recherche nicht nur deine Geschichte weiter, sondern auch dich persönlich. Du bildest dich fort, während du dein eigenes Fantasy-Buch schreibst. Eigentlich ein guter Nebeneffekt, findest du nicht?

Darüber hinaus empfehle ich dir, dich zwischendurch auch mal mit Schreibblogs, Schreibtipps auf Pinterest, Podcasts oder Vlogs zum Thema Schreiben oder Schreibratgebern auseinanderzusetzen. Man lernt als Autor nie aus und man findet immer wieder gute und neue Ideen, um das eigene Schreiben weiterzuentwickeln. Die Recherche muss sich also nicht nur auf das Inhaltliche deiner Geschichte beschränken, sondern du kannst dadurch auch ganz leicht die handwerkliche Seite des Schreibens verbessern.

Fazit

In den Untiefen meines Buchordners haben sich Unmengen von Informationen gesammelt, die meine Geschichte voranbringen werden. Vor allem werden sie mir helfen, nach und nach eine realistische Welt zu entwickeln.

Während ich schreibe, bin ich in der Lage die Informationen, die ich recherchiert habe, einfließen zu lassen, sodass schon während des Schreibprozesses eine glaubwürdigere Geschichte entsteht. Selbst wenn nicht alles sofort in den Rohtext einfließen kann, so erarbeite ich mir mit einer gründlichen Recherche doch Schritt für Schritt eine kleine Informationsdatenbank mit deren Hilfe ich später den Rohtext überarbeiten kann.

So kann ich später beispielsweise Subplots basierend auf diesen Informationen einbauen oder offene Fragen im Text beantworten. In jedem Fall wird die Welt, die ich erschaffe, mit mehr Details glaubwürdiger und lebendiger.

Wie stehst du zum Thema Recherche? Wieviel recherchierst du für deine Geschichten? Kannst du noch andere Recherche-Quellen empfehlen oder hast du noch andere Vorgehensweisen beim Recherchieren für deine Geschichte?

Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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