Scrivener gehört neben Schreibprogrammen wie Papyrus Autor, yWriter und DramaQueen zu der wohl bekanntesten und beliebtesten Autorensoftware auf dem Markt.
So mancher Bestseller-Autor hat darin schon seine Bücher geschrieben – und es werden immer mehr.
Trotzdem habe ich mich immer gefragt, ob man sowas wirklich braucht. Und vorallem, wofür?
Ich wollte nur schreiben und nicht noch zig tausend Schnickschnack-Features drumherum haben. Dafür hat Word mir gereicht.
Doch nachdem ich so viele Empfehlungen gelesen hatte, wollte ich es dann endlich auch mal ausprobieren.
Da das Programm sehr umfangreich ist, hast es einige Zeit gedauert, ehe ich verstand, wie man es nutzte.
Doch dann bot Scrivener mir Möglichkeiten an, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie brauche. Und von da an, wollte ich sie nicht mehr missen.
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1) In Scrivener hast du alles beisammen
Kennst du das? Du wühlst seit einer halben Stunde im Unterordner eines Unterordners durch dutzende Dokumente auf der Suche nach diesem einen Detail, das du für eine Szene brauchst. Du hast hunderte Dokumente für ein Projekt – für jedes Kapitel mindestens eins.
Es ist unübersichtlich. Es ist chaotisch. Und es ist lange nicht so produktiv, wie du gern wärst.
In Scrivener hast du alles an einem Ort. Du erstellst ein Projekt mit dem (Arbeits-)Titel deines Buches und darin hast du dann Platz für alles andere: Du kannst darin all deine Kapitel unterbringen, deinen gesamten Plot planen, sogar deine Recherche unterbringen.
Das war auch der Ursprungsgedanke der Macher von Scrivener. Sie wollten ein digitales Notizbuch erstellen, das die Übersichtlichkeit eines Buches mit den Vorteilen des digitalen Schreibens verbindet.
2) Für jede Art Autor geeignet
Statt ganzen Romanen schreibst du lieber Kurzgeschichten? Drehbücher? Zeitungsartikel? Oder gleich ganze Trilogien?
Wann immer du ein neues Projekt in Scrivener beginnst, kannst du aus verschiedenen Vorlagen wählen, wie z.B.: Bellestrik, Drehbuch, Sachbuch.
Für gewöhnlich gibt es für jede Kategorien auch noch Unterkategorien. So gibt es im Bereich Bellestrik: Novel, Novel (with Parts) und natürlich auch das leere Dokument.
Welche Vorlage du auch auswählst, sie enthält eine Erklärung, wie die Vorlage zu nutzen ist und wie du sie nach deinen Wünschen und Bedürfnissen anpassen kannst.
Einziger Nachteil: Es ist alles auf Englisch.
(Darum überlege ich, evl. ein Tutorial zu erstellen, wie man Scrivener als Anfänger nutzen kann. Für diejenigen, denen die Anleitung zu undurchsichtig ist oder die kein so gutes Englisch sprechen. Bei Interesse, lass es mich in den Kommentaren wissen.)
3) Paralleles Arbeiten
Statt immer wieder zwischen deinem Plot/Charaktertemplates/Recherche/… und dem derzeitigen Kapitel hin und her zu switchen, kannst du in Scrivener einfach beide öffnen und nebeneinanderlegen.
Ein sehr praktisches Feature, das dir das ständige Umschalten und Suchen erspart.

4) Von Scrivener vorgefertigte Templates
Neben den Vorlagen für das gesamte Dokument bietet Scrivener auch Templates für die Erschaffung von Orten und Charakteren.
Ja, auch das findest alles Platz in einem einzigen Scrivener-Dokument 😉

Du kannst auch eigene Templates erstellen, indem du Dokumente innerhalb des Template-Ordners hinzufügst.
5) Statistiken

Wenn du schon während des Schreibens gern wissen würde, wie viele Seiten dein Werk an dieser Stelle schon hätte – auch dafür gibt es eine Funktion in Scrivener.
Das Programm fasst alle Dokumente zusammen, die sich in deinen Manuskript-Ordner befinden. Das heißt: Alle anderen Ordner, die deine Recherchen, deinen Plot etc. enthalten und normalerweise auch nicht in deinem fertigen Buch erscheinen würden, werden von diesen Statistiken ausgeschlossen.
Das Programm konzentriert sich nur auf das Wichtigste: dein Manuskript. Willst du, dass auch andere Ordner mitgezählt werden, kannst du auch das unter Optionen einstellen.
Die Statistiken dir, wie viele Wörter du insgesamt geschrieben hast, wie lang die Lesezeit betragen würde und wie viele Taschenbuchseiten dein Buch bereits hätte.
Wie diese Taschenbuchseiten definiert werden (z.B.: 1600 Zeichen oder 250 Wörter pro Seite) bestimmst du.
6) Automatisierter Wordcount-Tracker
Eine Funktion, von der ich nicht wusste, dass ich sie brauche, ist der Wordcount-Tracker.
Ich habe früher nie meine Wörter gezählt. Doch als ich merkte, dass ich keine Ahnung habe, wie ich so meinen Fortschritt messen und meine Ziele einhalten soll, wusste ich plötzlich warum so viele Autoren Wörter zählen. Und warum ich das auch tun sollte.
Scrivener hat mir den Einstieg enorm erleichtert. Die Software bietet die Funktion, ein Ziel für dein Manuskript zu definieren und eine Deadline festzusetzen.

Anhand dieser Zahlen rechnet das Program dir aus, wie viele Wörter du am Tag schreiben musst, um dein Wortziel bis zur Deadline zu erreichen.
Das funktioniert auch, wenn du nicht jeden Tag schreiben kannst. Lass Scrivener wissen, dass du nur an bestimmten Tagen schreiben kannst, und bezieht auch das in seine Berechnungen ein – ganz automatisch.

Scrivener merkt sich auch, wie viel du bereits geschrieben hast und wie nah du deinem Wortziel bereits bist.
Schaffst du dein Tagesziel einmal nicht oder übertriffst es, passt es seine Rechnungen daran an.
Natürlich kannst du dir auch selbst ein tägliches Ziel festlegen, wenn du dich nicht an die Berechnungen der Software halten möchtest.
7) Kompilieren
Hast du dein Buch fertig geschrieben und möchtest es als eBook veröffentlichen, übernimmt Scrivener die Formatierung für dich.
Mit nur wenigen Klicks kannst du dein gesamtes Manuskript kompilieren und in verschiedenen Formaten exportieren – sei es zum Drucken, als Word-Dokument, PDF, eBook oder als ganz einfache Plain-Text-Dokument.

8) Ungestörtes Arbeiten in Scriveners Composition-Mode
All die verschiedenen Knöpfe, Tasten und Features können einen schon mal vom Wesentlichen ablenken. Wie gesagt: Wir willen keinen Schnickschnack, wir wollen ein Buch schreiben.
Auch daran haben die Programmentwickler gedacht. Der Domposition-Modus bietet eine simple Leinwand für deine Worte.
Dort gibt es nur den augenfreundlichen, dunkeln Hintergrund, deine Worte und dich. Für den Fall, du willst etwas formatieren oder einfach nur wissen, wie viel du in der letzten halben Stunde schon geschrieben hast, erscheint auf Wunsch am unteren Rand eine passende Leiste.

9) Scrivener ist vielfältig einsetzbar
Wie oben bereits erwähnt kann man mit Scrivener nicht nur Romane schreiben. Auch Sachbücher, Kurzgeschichten und Drehbücher sind drin.
Doch Scrivener bietet noch viel mehr Möglichkeiten. Viele Blogger haben ein Projekt, in dem sie all ihre Blogposts schreiben – alle.
Studenten nutzen Scrivener für Hausarbeiten oder ihre Masterarbeit. Zeitungsartikel, Broschüren, ganze Webseiten kann man darin entwerfen.
Selbst wenn du irgendwann mal keine Bücher mehr schreiben wolltest, könntest du Scrivener weiterhin für andere Sachen nutzen.
10) Die Scrivener-App
Ich habe Scrivener auch auf dem Handy. Die App gilt für alle mobilen Geräte (also Handy und Tablet) und synchronisiert sich per Dropbox mit der Desktop-Version von Scriverner.
Das ist super praktisch für spontane Einfälle unterwegs. Auch wenn man im Bus schreiben will, muss man dafür nicht jedes mal den Laptop mitschleppen.
Ganz so umfangreich wie die Desktop-Version ist die App natürlich nicht – das würde sie total überlasten – aber es ist eine gute Alternative für Unterwegs.
Weitere Infos
Natürlich hat auch Scrivener seine Problemzonen. So ist es anfangs recht unübersichtlich, weshalb man erstmal eine Weile braucht, bevor an ordentlich damit arbeiten kann.
Außerdem ist es ein englisches Programm. Es verfügt zwar über das deutsche Wörterbuch, jedoch schleichen sich auch immer wieder englische Bezeichnung ein, was manchmal ganz schon verwirrend sein kann. Auch die Erklärungen für die Vorlagen und die Template sind auf Englisch.
Ein weiteres Manko betrifft vorerst nur diejenigen mit Windows-Betriebssystem. Für MacOS gibt es bereits seit längerem die neueste Version Scrivener 3.
Als Windowsversion ist derzeit nur Scrivener 1 erhältlich. Seit über einem Jahr sollte bereits Scrivener 3 für Windows erscheinen, doch noch ist es nicht draußen. Wer will kann bis zum Release jedoch kostenlos die Scrivener-3-Betaversion testen. Und wer nicht warten will, kann Scrivener 1 kaufen und erhält dann ein kostenloses Update zu Scrivener 3, sobald es draußen ist.
Mit durchschnittlich 50 € liegt Scrivener im durchschnittlichen Preissegment. Man muss keinerlei Abos abschließen und erhält auch keinen E-Mail-Spam.
Erscheint ein neues Update, kann man dieses für gewöhnlich gegen einen kleinen Aufpreis erwerben (ca. 25 EURO).
Alles in allem ist Scrivener eine sehr nützliche und umfangreiche Autorensoftware, mit der man eigentlich nicht viel falsch machen kann. man erhält ein relativ günstiges All-In-One-Paket.
Pingback: Schreibroutine und Zeitmanagement - Autor:Unbekannt
Ich finde es nicht sinnvoll, Scrivener mit Word zu vergleichen. Beide Programme wurden für unterschiedliche Ziele und Anwender konzipiert.
Wesentlich sinnvoller wäre ein Vergleich von Scrivener mit Papyrus Autor (der einer vergleichbaren Software wie Patchwork) gewesen. Ich bin vor über einem Jahr von Papyrus zu Scrivener umgezogen, als die Version 3 für Windows herauskam. Davor hatte ich Scrivener immer schon sporadisch genutzt.
Was ich an Scrivener am meisten schätze?
Die Möglichkeit, Dokumente miteinander zu verlinken, sodass ich mir in einer Szene immer einen Link zu weiterführenden Informationen (z.B. in der Figurendatenabteilung) legen kann. Dann kann ich das entsprechende Dokument mit einem Klick öffnen und dort nachlesen, welches Bein der Protagonist im Krieg verloren hatte.
Außerdem vermisse ich in diesem Blog den Hinweis auf das Programm Aeon Timeline, das es mittlerweile in der Version 3 gibt. (In Version 2 habe ich es auch schon verwendet, aber noch nicht so intensiv) Man kann es mit Scrivener koppeln und synchronisieren und die zeitliche Abfolge seines Romans im Blick behalten. Außerdem rechnet Aeon auf Wunsch das Alter der Figuren für jede einzelne Szene aus, wenn man die Geburtsdaten hinterlegt.
Fantasy- und Sci-Fi-Autoren können in Aeon eigene Zeitsysteme erstellen (z. B. Marsjahr) eigene Monatsnamen erfinden, Anzahl der Monate und Tage pro Jahr und Tage pro Woche oder Monat ändern und die Wochentage umbenennen. Das kann der Zeitstrahl in Papyrus Autor alles nicht.
Dafür ist Papyrus für deutsche Autoren unschlagbar in Rechtschreibprüfung und Stilanalyse. Da kommt auch Microsoft Word nicht mit.
Liebe Anna, es tut mir leid, aber ich habe nicht den Eindruck, dass du Scrivener schon gut genug kennst, um die wirklichen Vorteile aufzuzählen. Ja, man kann den Editor teilen. Aber warum schreibst du nicht, dass man ihn auch vierteln kann?
Ein Tutorial über Scrivener kannst du dir schenken. Da gibt es genug auf YouTube, auch auf Deutsch.