Willst du ein guter Autor sein, solltest du auch gute Dialoge schreiben können. Dialoge, die begeistern, verblüffen, faszinieren.
Neben Handlung und Exposition besteht der Großteil eines Buches aus Dialogen. Sind die Mist, werden es sich nur wenige Leser das komplette Buch antun.
Doch was zeichnet gute Dialoge denn nun wirklich aus? Wie unterscheiden sie sich von schlechten? Hier erfährst du’s.
Nutzen
Gute Dialoge erfüllen ihn, schlechte haben keinen: Nutzen. Wie auch alles andere in deinem Buch sollten die Gespräche zwischen Figuren immer einen Sinn haben, sonst geht dir jegliche Spannung zusammen mit der Aufmerksamkeit deiner Leser flöten.
Mindestens eines dieser drei Dinge sollte immer gegeben sein, um den Dialog zu rechtfertigen:
- Der Dialog vermittelt wichtige Informationen (zum Geschehen, zu vergangenen, zukünftigen oder gegenwärtigen Ereignissen oder über andere Figuren und deren Intensionen)
- Er charakterisiert die Figuren
- Er treibt den Plot voran
Auch wenn SmallTalk an manchen Stellen realistischer wäre, solltest du es nach Möglichkeit weglassen. Leser wollen keine drei-Seiten-Diskussion über das Wetter oder Tante Ernas Inkontinenz.
Den Dialog planen
Um sicherzustellen, dass der Dialog einen Nutzen hat, solltest du ihn vorher planen. Das kannst du so grob oder detailliert machen, wie du willst, doch ein paar Fragen sollten deine Notizen dir beantworten.
- Wer spricht mit wem?
- Worüber wird gesprochen?
- Was will der jeweilige Gesprächspartner?
Hast du diese drei Grundfragen geklärt, kannst du gern noch ein wenig mehr ins Detail gehen und dir z.B. folgende Fragen stellen:
- Wo findet das Gespräch statt?
- Was tun die Charaktere während sie reden?
- Wer hört zu/könnte zuhören?
- Welche Probleme könnten sich daraus ergeben?
Die Regeln des Dialog schreibens beachten
Die Regeln der wörtlichen Rede lernt man bereits in der Grundschule, dennoch gibt es einige, die sie im Laufe der Zeit vergessen haben. Darum hier noch mal eine zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- Wörtliche Rede wird durch Anführungsstriche („…“) kenntlich gemacht.
- Der Begleitsatz wird durch ein Komma von der wörtlichen Rede getrennt (z.B.: „Guten Tag“, sagte er.)
- Der Begleitsatz kann vor (Er sagte: „Darum gehe ich lieber barfuß.“), hinter („Ich mag das Gefühl der Erde zwischen meinen Zehen“, sagte er.) oder zwischen dem Gesagten der Figuren stehen („so fühlt sich Freiheit für mich an“, sagte er. „Ohne Schuhe zurück in die Natur.“).
- Handelt es sich um einen normalen Aussagesatz, wird der Punkt weggelassen, wenn darauf ein Begleitsatz folgt. Frage- und Ausrufezeichen werden trotzdem gesetzt.
- Der Begleitsatz ist optional und kann viele Formen annehmen.
Die Technik des Dialog schreibens kennen
Nun, da wir die Regeln kennen, können wir mit ihnen spielen. Dabei lassen wir das Gesagte erstmal außen vor und konzentrieren uns auf das Drumherum: Die Begleitsätze. Sie sind die Muskeln und das Fleisch, das das Skelett des Gesprächs bewegt und lebendig werden lässt.
1. Vermeide die immergleiche Struktur.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo“, sagte sie.
„Wie geht’s dir?“, fragte er.
*Gähn*. Abgesehen davon, dass das SmallTalk ist, der keinen interessiert, ist die Satzstruktur in diesem Beispiel immer gleich. Versuche daher mit der Stellung der Begleitsätze ein wenig zu spielen, ihn mal vor, hinter oder zwischen den gesprochenen Sätzen zu platzieren
2. Er sagte; Sie sagte.
Als Autoren gehört es für uns zum guten Stil, Wortwiederholungen vermeiden zu wollen. In Dialogen gestaltet sich das allerdings schwierig.
Vielleicht bist du im Internet oder auf anderen Blogs schon mal darauf gestoßen: Die Diskussion über die Verwendung des kleien Wörtchens „sagte“.
Während manche für mehr Abwechslung plädieren, behaupten andere, man sollte beinahe jeden Begleitsatz mit diesem Wort austatten.
Warum?
Das Wort „sagte“ kommt in Bücher so oft vor, dass es für die Leser beinahe unsichtbar geworde ist. Es dient lediglich dazu, deutlich zu machen, wer spricht.
Wird es jedoch ersetzt durch Worte wie: „rief“, „behauptete“, „erklärte“, „beschrieb“, etc… Fällt das dem Leser auf. Diese Auffälligkeit kann den Lesefluss stören oder zumindest verlangsamen.
Solltest du deswegen aus jedem Begleitsatz ein „Sagte sie; sagte er“ machen?
Meine Meinung: Jein.
Ja, ein Großteil der klassischen Begleitsätze (die, die hinter der wörtlichen Rede stehen und keinen anderen Zweck erfüllen, als das gesagte einer Person zuzuschreiben) sollte nach diesem Prinzip aufgebaut sein, um ein flüssigeres Lesen zu ermöglichen.
Nein, nicht jeder Begleitsatz sollte gleich sein. Es gibt andere Methoden um auszudrücken, wer wie spricht.
Ein paar Beispiele:
„Wer sagt das?“, fragte er, die Stimme bedrohlich erhoben.
Mit einem Schulterzucken antwortete sie: „Mein Bruder ist der Meinung, Rentiere bräuchten Flügel um fliegen zu können.“
Ihre Lippen kreuselten sich zu einem Grinsen. „Ach“, sagte sie. „Ist das so?“
„Und was ist mit dem da?“ Er deutete auf zwielichtigen Kerl, der sich in der Ecke herumdrückte. „Der hat noch gar nichts gesagt.“
„Ich“, stotterte er, „mag keine Erdbeeren.“
Sie nickte. „Das sehe ich genauso.“
3. Lasse die Figuren lebendig werden
Die wenigsten Leute stehen sich beim Reden gegenüber, sagen ihren Text und gehen wieder. Die menschliche Interaktion ist kompliziert, gefüllt mit Lücken, doppelten Bedeutungen und nervösen Ticks.
Wir bewegen uns beim Sprechen, wir nehmen eine bestimmte Haltung ein, kratzen uns am Kopf. Es gibt tausend kleine Gesten, die uns unterbewusst Informationen vermitteln über die Launen, Emotionen und Absichten unseres Gegenübers.
Damit sich deine Dialoge nicht gestellt anfühlen, solltest du immer ein angemessenes Maß von Bewegung und nonverbaler Interaktion in das Geschehen mit einfließen lassen.
Er hielt inne, als er erkannte, wer auf ihn zukam. „Hallo“, sagte er.
Überrascht sah sie auf. Ihre Augen wurde groß. „Hallo.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie räusperte sich mit geröteten Wangen.
Er legte den Kopf schief und betrachtete seine alte Freundin eingehender. „Wie geht’s dir?“
Das Gespräch und die Figuren wirken schon wesentlich lebendiger, nicht wahr?
Um ein Gespräch zwischen zwei Figuren realistisch widerspiegeln zu können, musst du sie und ihre Sprechmuster gut kennen: Charaktere entwerfen – diverse Methoden; Figuren entwickeln: Der Protagonist
4. Füge Details ein
Details können uns die verschiedensten Dinge über eine Situation oder Person mitteilen, ohne dass man sie explizit erklären muss. Auf diese Weise kannst du auch deine Figuren charakterisieren.
Er legte den Kopf schief und betrachtete seine alte Freundin genauer. Ihre Wangen und Augen waren gerötet, ihre weiße Seidenbluse falsch geknöpft. Mitten in der Großstadt hatte sie Erde am Absatz ihrer Pradaschuhe.
„Wie geht’s dir?“, fragte er. Ihre roten Lippen formten sich zu einem erzwungenen Lächeln. „Gut“, sagte sie und nickte dabei heftig.
Das Auftreten und Verhalten dieser Frau steht im Wiederspruch zu ihren Worten. Wir wissen, dass sie lügt, ohne dass es gesagt wurde. Was als SmallTalk begann, hat soeben eine ganz neue Ebene gewonnen.
5. Wähle die richtigen Worte
Ein Dialog unterscheidet sich von realen Gesprächen. So werden in Dialogen zum Beispiel die Charaktere viel öfter mit Namen angesprochen, also das im wirklichen Leben jemals der Fall wäre.
Das klingt dann manchmal so:
„Geht es dir gut, Juli?“
„Ja, sehr gut, August. Wirklich gut.“
„Bist du dir sicher, Juli?“
„Ich bin mir sicher, August. Warum sollte ich lügen?“
„Weil Lügen deine Spezialität sind, Juli.“
Ein paar Namensnennungen sind okay, aber pass auf, dass du es nicht übertreibst.
Dasselbe gilt übrigens auch für Füllwörte (Äh, halt, eben, naja) und anderes Herumgedruckse (Sie wissen ja; Das ist eben so; Wie das manchmal ist; Ja, wenn Sie das so sagen…).
Sowas hat in deinen Dialogen nichts verloren. Es behindert den Lesefluss und verlängerte deinen Text unnötig, ohne dem Leser irgendeine Art von Informationen zu vermitteln.
Ausnahmen sind natürlich erlaubt, aber auch da achte darauf, dass du es nicht übertreibst. Schon ein Füllwort in jedem zweiten Satz ist deutlich zu viel.
Die Magie des Subtextes
Um gute Dialoge schreiben zu können, musst du die Sprache verstehen. Damit meine ich nicht, Deutsch (oder eine andere Sprache) sprechen zu können. Damit meine ich die Psychologie hinter den gesprochenen Worten.
Du solltest ein grundlegendes Verständnis dafür haben, wie Menschen miteinander kommunizieren. Achte auf die Leute in deiner Umgebung und auf deine eigenen Sprechmuster.
Wir alle sagen hin und wieder Dinge, die wir nicht so meinen. Menschen lügen oder sagen einfach nur nicht die volle Wahrheit. Sie irren sich. Nutzen Sprichwörter und Redewendungen. Wir lenken vom Thema ab und kommunizieren nonverbal.
Zusammengefasst: In den seltensten Fällen meinen wir wortwörtlich das, was wir sagen.
Das macht die ganze Sache natürlich komplizierter, aber auch wesentlich interessanter.
Die Bedeutung hinter den Worten verstehen
Meist wissen wir, was mit dem Gesagten gemeint ist, da es sich so sehr in unseren Alltag und Sprechmuster eingebrannt hat. Ein Beispiel:
Was das kleine Mädchen sagt: „Ich hab Durst.“
Was sie meint: „Gib mir etwas zu trinken.“
Ohne zweimal drüber nachzudenken, würde man dem Mädchen etwas zu Trinken besorgen.
Andere Dinge kommen zwar ebenso häufig vor, sind jedoch nicht so einfach zu verstehen, da sie ein wenig Menschenkenntnis erfordern und die Bereitschaft, hinter die Worte zu schauen. Zum Beispiel:
Sie lächelte und sah zu Boden. „Mir geht es gut, wirklich.“
In diesem Beispiel braucht man etwas Hintergrundwissen oder eine detailliertere Szenenbeschreibung, um es richtig interpretieren zu können. „Mit geht es gut“ kann natürlich genau so gemeint sein, doch es ist auch eine der häufigsten Lügen, die wir uns selbst und anderen erzählen.
Wir reden gern in Metaphern, verstecken unsere Gefühle und Drohungen, um uns selbst weniger angreifbar zu machen. Deutet jemand unsere Worte richtig, dann auf eigene Gefahr.
Subtext anwenden
Die verschleierte Bedeutung hinter dem Gesagten zu verstehen, ist schon nicht immer leicht. Es anzuwenden, in einem Buch, wo die Leser darauf vertrauen, dass der Erzähler die Wahrheit sagt und sich verständlich ausdrückt, ist schwieriger. Aber notwendig.
Stell dir nur mal vor, wie langweilig (und unrealistisch) es wäre, wenn alle Figuren sagen würden, was sie meinten.
An diesem Punkt kommt wieder deine Vorarbeit zum Einsatz. Du musst dir nochmal vor Augen führen:
- Was deine Figuren wollen
- Was sie vielleicht davon abhält, es zu bekommen
- Wie sehr sie ihrem Gegenüber vertrauen/wie gut sie ihn kennen
- Was passiert, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. Warum sie Angst haben, sich zu öffnen.
Nun solltest du ein gutes Gefühl davon haben, wie ehrlich deine Figuren zueinander sein können und es in entsprechendem Maß umsetzen.
- Nutze Metaphern, um komplexe Dinge zu erklären, ohne sie benennen zu müssen.
- Lass deine Charaktere um den heißen Brei herumtanzen.
- Nutze Sprichwörter und Redewendungen.
- Zeige ihre wahren Gefühle durch ihre Gestik und Mimik, ohne sie explizit zu benennen. Sie sollen stottern, wüten, stampfen, grübeln.
- Lass sie lügen.
- Lass sie falsch liegen.
- …
Das Geheimnis hierbei ist es, dem Leser zu vermitteln, dass der Erzähler zwar zuverlässig ist, aber die Figuren es deswegen nicht sein müssen.
Fazit
- Bevor du beginnst, deinen Dialog zu schreiben, kenne seinen Nutzen und die Ziele der jeweils sprechenden Charaktere. Plane gegebenenfalls voraus.
- Kenne die Regeln der wörtlichen Rede.
- Wende die verschiedenen Techniken an, um das Gespräch lebendig werden zu lassen.
- Nutze Subtext.
Wie schreibst du Dialoge? Kennst du vielleicht noch ein paar Tipps und Techniken?
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selbstverständlich
Ist das reale Geschichte ?
ich bestätige
Sie habenzwar Recht, aber …
wunderbar
you may be asked to transport wild and ferocious species.