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Mit Pinch Points Spannung erzeugen

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Ein gutes Buch lebt vom Konflikt und den Spannungen, die er erzeugt. Doch wie genau macht man diesen Konflikt deutlich oder erzeugt diese Spannungen? Meist sieht man die Geschichte doch nur aus Sicht des Protagonisten, dem manchmal gar nicht klar ist, was noch alles auf ihn zukommt.

Nun, hier kommt die magie der Pinch Points ins Spiel.

Was ist ein Pinch Point?

Ein Pinch Point ist ein Punkt in der Geschichte, an dem die Spannung angezugen wird. Der Protagonist wird sozusagen etwas in die Seite gezwickt, um ihn oder den Leser auf die Gefahr aufmerksam zu machen, in der er schwebt. Oftmal ist ihm diese nämlich nicht bewusst, da er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, als dass ihm dieser ominöse Antagonist in den Schatten auffallen würde.

Dies geschieht meist, indem man dem Protagonisten/Leser einen Hinweis auf zukünftige Entwicklungen, insbesondere den Klimax, gibt. Ein gutes Beispiel dafür ist eine Bombe. Soll sie am Ende der Geschichte explodieren, so ist es eine gute Idee, eine Szene einzubauen, in der die Installation der Bombe gezeigt wird. Ein zweiter Pinch Point könnte die Entdeckung eines Timers sein.

Wo befinden sich Pinch Points?

Für gewöhnlich gibt es in einem Buch mindestens 2 Pinch Points. Der Erste befindet sich am Ende des ersten Aktes, bzw. am Anfang des zweiten Aktes.

Nachdem der Protagonist die Entscheidung getroffen hat, das Abenteuer anzutreten, tritt er ein in die neue Welt und bekommt sofort die Konsequenzen seines Handelns zu spüren. Er muss beweisen, dass er es ernst meint. Die Spannung ergibt sich herbei meist aus der Frage, ob er stark/schlau/gewievt genug ist, um diese erste Herausforderung zu meistern.

Auf welche Art auch immer er das beweisen muss, das Ereignis erschafft eine Art Point of no Return für den Protagonisten, denn es zwingt ihn aus seiner Komfortzone heraus.

Der zweite Pinch Point ereignet sich dann am Ende des zweite Aktes, in Vorbereitung auf den Klimax. Meist wird hier auf die Pläne des Antagonisten aufmerksam gemacht, der dem Protagonisten dicht auf den Fersen ist. An dieser Stelle sollte sowohl dem Leser als auch der Hauptfigur klar werden, dass der anstehende Kampf unausweichlich ist und eine Niederlage absolut vernichtend wäre.

Hast du dich beim Ersten noch zurückgehalten, so gibt dir nun der zweite Pinch Point die Gelegenheit, alle Waffen auszupacken. Gebäude können in die Luft fliegen, Figuren können sterben oder verraten werden, Herzen können brechen. An dieser Stelle hast du nun endlich die Chance, deinen inneren Sadisten heraushängen zu lassen und deine Figuren so richtig leiden zu lassen. (Tu nicht so, wir wissen alle, dass du es willst.)

Spannungsaufbau vs. Twist

Es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen Spannungsaufbau und einem überraschenden Twist. Ein Pinch Point kann beides enthalten, jedoch ist die Spannung der Überraschung vorzuziehen. Warum?

Ganz einfach. Die Überraschung währt 10 Sekunden. Spannung dagegen viel länger. Sie kann das Leserelebnis nachhaltig beeinflussen – und das im besten Sinne.

Indem du Spannung erzeugst, bringst du deinen Leser zum Mitfiebern. Er wird sich fragen, was als nächstes geschieht. Wird das Schlimmste passieren? Oder werden sie sich vor dem Schaden bewahren können? Und wenn ja… Wie?

Als Autor sollte es immer dein Ziel sein, solche Fragen in deinem Leser zu wecken. Er sollte niemals alle Antworten kennen, denn letztlich ist es die Frustration des Nicht-Wissens, die ihn zum Weiterlesen anspornt. In den besten Geschichten wirft eine Antwort immer 10 neue Fragen auf. Erst, wenn dein Buch auf das Ende zugeht, sollten diese dann nacheinander beantwortet werden (müssen es aber nicht 😉 ).

Um beim Beispiel der Bombe zu bleiben: Indem du zeigst, wie sie installiert wird, erzeugst du Spannung, zusammen mit der Frage, ob sie gefunden wird. Ein scheinbar banales Gespräch wird plötzlich bedeutsam, denn der Leser/das Publikum weiß, dass jeder am Tisch in den nächsten 2 Minuten sterben könnte.

Zeigst du die Installation nicht, sondern lässt die Bombe irgendwann einfach hochgehen, hast du deinen Leser damit überrascht. Doch damit erzeugst du dann keine Spannung mehr, nur Verwirrung, Frustration und neue Fragen. Wann, wer, wie, wieso?

Überraschung hat ihre Vorteile und kann dir in manchen Situationen sehr hilfreich sein. Doch der Sinn und Zweck eines Pinch Points ist es, die Spannung zu erhöhen und damit vorallem auch den Druck auf deinen Protagonisten – ob er sich dessen nun bewusst ist, oder nicht.

Arten von Spannung

Wie aber baut man nun am effektivsten Spannung auf? Vier Möglichkeiten:

  1. Nur der Protagonist erfährt von den neuen Entwicklungen/Plänen
  2. Nur der Leser/das Publikum erfährt von den neuen Entwicklungen
  3. Beide (Leser und Protagonist) erfahren von den neuen Entwicklungen
  4. Beide erhalten subtile Hinweise.

Kennst du das befriedigende Gefühl, während Quizshows mehr zu wissen als die anwesenden Kandidaten? Ähnlich verhält es sich mit Geschichten. Wir lieben es, mehr zu wissen als andere. Es gibt uns ein Gefühl der Überlegenheit.

Andersherum enfinden wir es als nervend, wenn andere mehr wissen als wir. Aus diesem Grund solltest du vorsichtig mit der ersten Art von Spannung umgehen.

Weiß der Protagonist ständig mehr als der Leser, könnte diesen das so sehr frustrieren, dass er irgendwann das Buch weglegt mit der Begründung, dass nichts darin Sinn zu machen scheint.

Es empfiehlt sich daher, den Leser nur dann im Dunkeln tappen zu lassen, wenn der Protagonist (oder Antagonist) etwas plant, das klappen wird. So sparst du dir die Erklärung und kannst die Ausführung des Plans sofort zeigen (Stichwort: Show, don’t tell).

Die Oceans-11-Reihe ist ein perfektes Beispiel dafür. Wer die Filme kennt, weiß, dass im Laufe des Filmes allerhand schief geht, sodass der Original Plan am Ende nicht mehr funktionieren kann. Ein neuer Plan muss her. Doch dieser neue Plan wird nicht erklärt. Stattdessen schauen wir den Dieben zu, wie sie ihn ausführen, immer mit der Frage im Hinterkopf, wie sie nun dieses oder jenes scheinbar unüberwindbare Hinderniss nun doch überwinden wollen.

Ähnliches gilt für Mission-Impossible und andere Heist-Movies.

Andersherum ist es bei der zweiten Art von Spannung. Da ist der Leser derjenige, der mehr weiß, als der Prota. Die Spannung ergibt sich aus der Frage, ob die Ereignisse wirklich so stattfinden werden bzw. ob der Protagonist in die Falle des Antagonisten tappen wird.

Meist wird diese Art der Spannung angewendet, indem die Pläne des Antagonisten offenbart werden. Es ist das typische „Währendessen, auf der dunklen Seite“-Szenario. Das Publikum beobachtet den Bösewicht beim Pläne schmieden und Fallen aufstellen, beim Betrügen und Bomben deponieren.

Bei der dritten Art von Spannung sind sowohl Protagonist als auch Leser im Bilde über die bevorstehende Gefahr und die Spannung ergibt sich aus der Frage, ob er sie überstehen kann und wie. Dies ist meist der Fall in Geschichten, die von Krieg, Hungersnöten oder Umweltkatastrophen erzählen. Der Antagonist ist hierbei meist eine nicht-menschliche Instanz.

Die vierte Art der Spannung ist die wohl bekannteste und fällt mit in die Kategorie des Foreshadowing. Dabei werden dem Protagonisten und Leser zugleich subtile Hinweise auf die kommende Krise und die Pläne des Gegenspielers geliefert. Das ist generell auf jedes Ereignis in jedem Genre anwendbar.

Für die Pinch Points bedeutet das konkret: Jeder Pinch Point ist ein großer Hinweis in Form eines einschneidenden Ereignisses.

Allgemein gilt dabei (für alle Arten des Spannungsaufbaus): Der Klimax ist das Endziel. Jeder Pinch Point, jede neue Entwicklung und alles Drama sollte den Protagonisten schlussendlich zum finalen Konflikt führen.

Zusamenfassung

  • Pinch Points dienen der Spannungserzeugung und der Erhöhung der Risiken für den Protagonisten.
  • Eine Geschichte besitzt traditionell 2 Pinch Points. Sie befinden sich am Ende des 1. Aktes/Anfang des 2. Aktes und am Ende des 2. Aktes.
  • Spannungsaufbau ist dem Überraschungsmoment vorzuziehen.
  • Es gibt 4 Möglichkeiten, um Spannung zu erzeugen.
  • Alle Spannung sollte im Klimax ihren Höhepunkt finden. Danach sollte die Situation sich langsam wieder entspannen.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Wolfgang Kurz

    Meine Meinung und persönliche Erfahrungen sind, dass kein anderer es besser verstanden hat Spannungen zu erzeugen als F.M.Dostojewski

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